Die Lemuren

In der Geschichtsschreibung der Völker werden die Lemuren zum ersten Mal kurz vor dem Kataklysmus erwähnt – im Gemeinen als die Gehörnten der Nacht oder blaue Dämonen bezeichnet. Tatsächlich halten die Lemuren sich für die älteste Rasse der Welt, die ersten, die dem Feuer der Erde entstiegen. Und einiges spricht dafür, dass sie in der Tat eine sehr, sehr alte Rasse sind. denn in den Legenden längst vergangener Zeiten stößt man immer wieder auf Hinweise, dass die Völker sich damals vor blauen Geistern fürchteten – blauen Geister, deren Beschreibung unwillkürlich an die Lemuren erinnert. Besonders interessant ist die Tatsache, dass gerade in den südlicheren Landen, dem heutigen Shai-Anarat die meisten derartigen Legenden zu finden sind. Sogar die Sprache der Lemuren weißt erstaunliche Parallelen zu der dortigen Sprache auf.

Lemuren haben von Geburt an eine gewisse Magie-Resistenz die sich im Alter nicht selten zur völligen Magieimmunität entwickelt. Erstaunlicherweise sind sie aber unfähig, selbst Magie zu wirken. Und diese Unfähigkeit bestimmt ihr primäres Lebensziel, das Streben nach Möglichkeiten, dennoch Magie wirken zu können. Kein magisches Artefakt ist vor ihnen sicher – sie streifen in kleineren Gruppen durch alle Lande der Welt, ständig auf der Suche nach magischen Objekten, die ihnen, wenn auch nur zeitweilig, die ersehnten Fähigkeiten geben. Dabei ist ihnen jedes Mittel recht. Lemuren sind wahre Meister im Meucheln und Giftmischen, ebenso wie im Brauen von magischen Tränken. Und diese Mittel setzen sie ohne jegliche moralische Bedenken ein, halten sie sich doch für die einzig würdige Rasse auf dieser Welt.

Sind Lemuren erst einmal auf der Fährte eines magischen Artefaktes oder einer Spruchrolle, sei dem Besitzer tunlichst geraten, diese freiwillig auszuhändigen – diese Geste könnte seine Lebenserwartung doch sehr positiv beeinflussen. Mit der Aussicht, eine Spruchrolle oder ein Artefakt zu bekommen, sind Lemuren auch durchaus bereit, für Angehörige anderer Rassen gewisse Dienste zu leisten. Dabei machen sie keine Unterschiede zwischen den Rassen – das einzige Kriterium ist der Wert der Entlohnung. Allerdings haben Lemuren zumeist ihre eigene Interpretation der geschlossenen Abmachung.

Untereinander haben Lemuren einen hohen Ehrenkodex – kein Lemur würde einen anderen heimtückisch ermorden. Lemuren aus derselben Festung arbeiten stets zusammen, da der Dimuhan sie alle eint. Treffen in seltenen Fällen Lemuren verschiedener Dimuhans aufeinander, kann es durchaus vorkommen, dass die eine Gruppe der anderen ihre Artefakte abjagen will – dies wird aber stets im offenen Kampf geschehen.

Zu Hunderten leben die Lemuren in einer Festung, dem sogenannten Dimuhan, der wie ein schwarzer Fels über einem gewaltigen Erdschlund schwebt. Diese Dimuhans befinden sich ausschließlich in Kratern entlang der unterirdischen Feuerflüsse. In Lem-Kai bedeutet Dimuhan ‘Hüter des Lebens’.

Denn das, was für Unwissende wie ein Fels aussieht, lebt tatsächlich.. Tief im Inneren des Dimuhan lebt eines der erstaunlichsten und mächtigsten magischen Geschöpfe der Welt – das Duadim. Ein Wesen, dessen lemurischer Ursprung kaum noch erkennbar ist, verwachsen mit dem Stein der Festung. Seine Magie durchdringt den gesamten Fels und macht ihn so zu einem lebenden, wachsenden Organismus. Es ist die Kraft des Duadim, die die Festung in der statischen Schwebe hält.

Alle paar Jahrhunderte wird in einem Dimuhan ein lemurischer Hermaphrodit geboren – wenn dies geschieht, verlässt eine kleinere Lemurengruppe die Festung um mit dem neugeborenen Duadim an einem anderen Ort eine neue Festung entstehen zu lassen. Das einzige, was Lemuren wirklich heilig ist, ist das Duadim ihres jeweiligen Dimuhans. Eine priesterähnliche Kaste, die nie die Festung verläßt, ist ständig um sein Wohlergehen besorgt.

Einige Lemuren haben auf ihren Reisen durchaus Gefallen an der Glaubensidee der Göttin Arachne gefunden und haben sich einem Tempel angeschlossen. Andere haben ein gewisses Interesse an dem Prinzip der Fardea entwickelt. Immer aber steht das Wohl des Duadims über allem.

Lemuren haben eine menschliche Gestalt mit zumeist schlanken, geschmeidigen Körpern. Ihre Haare sind durchweg schwarz, können aber im Alter ergrauen. Lemurenhaut hat einen intensiven, graubläulichen Farbton, der individuell variieren kann. Aus ihrer Stirn entspringt links und rechts jeweils ein spitzes Horn, dessen Länge das Alter bestimmt.. Als Geschöpfe der Nacht haben sie große Augen, deren weit geöffnete Pupillen oft nicht mehr die Iris erkennen lassen. Vielen von ihnen, insbesondre den Jägern, sind raubtierhafte Zähne gewachsen.

Sie sprechen meist sehr leise in knappen Sätzen und oft verständigen sie sich nur mit einer ihnen eigenen Zeichensprache.

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