Spielphilosophie des Phönix-Live-Rollenspiel
Vorwort
Das System der Phönix-Carta weicht in einigen grundlegenden Punkten von anderen Systemen ab. Damit sind nicht nur Regelmechanismen gemeint, sondern auch die Grundeinstellung der meisten regelmäßigen Spieler. Im Folgenden wird versucht, die wesentlichen Punkte zusammenzufassen, damit eine möglichst klare Vorstellung entsteht auf die man sich als Phönix-Neuspieler einlässt. Denn das ist auch schon gleich der erste wesentliche Punkt: Nach unseren Erfahrungen haben diejenigen, die versucht haben, sich auf die Spielphilosophie von Phönix einzulassen, am meisten Spaß gehabt.
Alles, was tolles Rollenspiel für andere bedeutet, finden wir gut. Viele Spieler im Phönix-System erschaffen sich Charaktere, die zu großen Teilen darauf ausgelegt sind, das Spiel der Anderen zu stimulieren. Nicht nur stimmige Gewandung, sondern auch das Charakterkonzept sind hier entscheidend. Es kann unheimlich viel Spaß machen, einfach mal einen Bauern zu spielen, auch wenn dieser kein Superheld ist. Insbesondere das Spiel ganzer Gruppen, zum Beispiel als Gefolge eines Adligen, repräsentieren dieses Prinzip hervorragend.
Das bedeutet, Charaktere die aus anderen Spielsystemen stammen, können ihre in diesen Systemen erworbenen Erfahrungspunkte nicht mit in die Phönix-Welt nehmen, wohl können Charaktere aber ihre Erlebnisse mitbringen.
Es muss zwar ein neuer Charakter auf der Grundlage des Phönix-Regelwerks erstellt werden, doch die Konzepte, die hinter den Charakteren stecken, lassen sich in fast allen Fällen auch bei Phönix umsetzen. Hierzu wird die Orga des Spiels, das ihr besuchen wollt, gern Hilfestellung leisten.
Der Hauptgrund für das Erschaffen von neuen Phönix-Charakteren ist das Bespielen einer in sich geschlossenen Welt.
Unsere Götter, Rassen, Länder und Gepflogenheiten sind verlässliche Größen, die spielübergreifend eine festgeschriebene Basis für die Spieler und ihre Charaktere sind. Es mag sicherlich die eine oder andere Variante geben, aber die entscheidenden Größen sind fix. Niemand erzählt von einer merkwürdigen Gottheit aus einem unbekannten Land, ohne von Anderen für verrückt erklärt zu werden. Gleichzeitig findet man für die meisten Religionen, Länder und Rassen aus Fantasy-Rollenspielen das passende Äquivalent in unserer Welt. Phönix Spieler haben oftmals mehrere Charaktere, nicht zuletzt da viele Spiele „Motto”-Spiele sind und nicht jedes Charakter-Konzept gleich gut dafür geeignet ist.
Damit einher geht auch, dass es keine Portale in andere Reiche oder das Land ganz weit weg gibt, das sonst noch niemand bereist hat. Solltet ihr Eure eigene Vorstellung von einem Reich / Land / Region verwirklichen wollen, dann setzt Euch mit dem Phönix-Gremium (Kontkt-Formular) in Verbindung und man wird mit Euch die Möglichkeit diskutieren, einen Landstrich in der bestehenden Phönix-Welt zu bespielen und wenn ihr es wollt, auch zu verwalten.
Der zweite große Vorteil neben der Schlüssigkeit der Welt in sich, ist die Möglichkeit diese gesamte Welt mit zu beeinflussen, ein Teil der Geschichte zu werden und Plot-Strängen über Jahre hinweg zu folgen, weil diese Con-übergreifend bespielt werden. Es ist genial, wenn man einen Pharao aus seinem jahrtausende alten Gefängnis befreit und dieser Jahre später ganze Landstriche beherrscht, weil man geholfen hat zu verhindern, ihn zu vernichten. Ebenso huscht ein Lächeln über das Gesicht, wenn man seinen eigenen Namen in einem Buch findet, das auf dem Spiel einer Orga auftaucht, deren Spiele man zuvor noch gar nicht besucht hat. Alles was Euer Charakter tut, kann Konsequenzen für alle folgenden Phönix-Spiele haben … und genau so soll es in unserer Welt sein.
„Jetzt mal kurz OT.”
Diesen Satz will eigentlich niemand hören. Wir versuchen 24 Stunden im Spiel zu bleiben und wollen auch den Stress, der damit einhergeht. Wir wollen uns in der Nacht Gedanken darüber machen, ob wir eine Wache aufstellen oder nicht – und mit den Konsequenzen von Fehlentscheidungen leben. (Toiletten selbst sind in der Regel tabu, wer dort mordet ist ein wirklich schlechter Mensch.) Wir ziehen aus der weitgehend konsequenten Umsetzung dieses Anspruchs wesentliche Bestandteile unseres persönlichen „Films im Kopf”.
Phönix-Spiele laufen bis zum Time-Out und das muss nicht zwangsläufig die Endschlacht, sondern kann auch der Sonntag Morgen sein. Wir bleiben mit unseren Charakteren in Rolle und stören das Spiel der anderen auch nicht durch frühzeitiges Abbauen.
Jeder trinkt mal ein paar Bier und auch mal eines zu viel. Dann seid aber so verantwortungsvoll und geht einfach entspannt in Eure Koje und akzeptiert, dass Euer Charakter genau da ist, wo ihr dann seid: Im Bett, betrunken und ggf. ein leichtes Opfer.
Laut lärmende Betrunkene, die sich Outtime unterhalten oder sich und andere gar bei Kämpfen in Gefahr bringen, werden von der Orga – und auch von anderen Spielern – des Platzes verwiesen.
Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die fehlende Angst vor dem Charakter-Tod mitunter zu vollkommen unrealistischem Verhalten und teils zu absurdem Heldentum führt. Im Gegensatz zu vielen anderen Systemen gehört es bei Phönix deshalb dazu, dass der Tod immer präsent ist und ein Charakter stirbt, wenn er getötet wurde. Es gibt keinen Gnadenstoß: Wer mit den LP unter null fällt ist tot. Wiederbelebung mit ärztlicher oder göttlicher Hilfe ist aber möglich.
Das bedeutet nicht, dass auf jedem Phönix-Spiel ein unglaubliches Charaktersterben ausbricht, denn die Orga, NSC und auch SC gehen damit verantwortungsvoll um. Eine für alle spielbereichernde Situation und Eskalation ziehen wir dem Charakter-Tod grundsätzlich vor. Es bedeutet aber trotzdem, dass ein Held die Konsequenzen von unüberlegten Entscheidungen mitunter mit dem Tod bezahlen muss. Es bedeutet auch, dass es Spielergruppen gibt, die möglicherweise einem blutigen Kult anhängen und die Euch bei erstbester Gelegenheit im Wald ihrer schrecklichen Göttin opfern werden.