Die Kampagnen der Phönix-Welt

„Torwendil“ – Veröffentlichungen und Berichte

Die “Torwendil” Kampagne knüpft direkt an die vorangegangenen Ereignisse an. “Die dunkle Bedrohung” hinterließ ein Trümmerfeld und eines der größten Länder der Phönix-Welt, dass Königreich Aklon sah sich am Scheideweg seiner Existenz. Die Adelshäuser kämpften erbittert um Deutungshoheit und um die Frage, wer das Land fortan regieren würde. Der König war tot und seine Bande des Blutes waren sich spinnefeind und uneins, wer nun das Erbe antreten dürfe. Nach Jahren des Bürgerkrieges wurde auf der Con “Aklon – Essenz des Blutes” schließlich eine Entscheidung herbeigeführt: Das Königreich Aklon hatte wieder einen König und der Krieg wich dem Frieden. Vorerst.

Das Jahr 5035. Die Welt dreht sich weiter, Zusammenhänge in Aklon verändern sich. Dieser Thread bietet einen Überblick über die wichtigsten Ereignisse drumherum.

Währenddessen in Laikeria

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Primon Aurelius blickte erneut über die klaffende Narbe, die Camberion vom laikerianischen Imperium trennte. Die Befestigungsanlagen wirkten stark und die Türme waren bemannt. Händler und Zivilisten überquerten die improvisierte Brücke in beide Richtungen und die Grenzkontrollen waren strikt auf der anderen Seite. Auf seiner Seite. Dann wandte er sich wieder dem camberionischen Wächter zu, vor dem er stand. Die Anlagen auf der Seite der Akloner waren nie fertiggestellt worden. Die Wachmannschaft war unterbesetzt und alle fähigen Soldaten waren längst an die inneren Fronten des bürgerkriegsgeplagten Königreichs gesandt. Der alte Mann, der offensichtlich unterernährt war, klagte erneut darüber, dass selbst die Bestechungsgelder kaum reichten ihn zu ernähren. „Der Friede von Farnau“, dachte Aurelius, während der Mann weiter plapperte. Ob sich jemand hier an den Wortlaut erinnerte? Er sah die Menschen aus dem nördlichsten Herzogtum von Aklon, das seit Jahren in offener Rebellion stand. Bislang hatten sie dem Druck aus dem Süden Stand gehalten und sogar Siege errungen. Angeblich sogar die Reichsgarde zurückgedrängt. Aber sie waren des Krieges müde. Das Imperium könnte nicht ganz Aklon den Frieden bringen. Aber die Gebiete zwischen dem Schattenhorn und Ilin würden nicht einmal erobert werden müssen. Eine halbe Legion könnte sie einfach besetzen. Er hatte seinen Vorschlag mindestens dreimal in die Hauptstadt geschickt und um Truppen gebeten. Gestern kam das erste Mal eine Antwort und die Aufforderung einen konkreten Plan vorzulegen. Das Oberkommando würde die Verhandlungen abwarten, dachte er. Der Plan sollte das Ende des Winters in Betracht ziehen. Er nahm an das Oberkommando würde nicht zuschlagen, wenn dies eine Vereinigung der Herzogtümer unterstützte, dafür war das Imperium noch immer zu schwach. Doch wenn die Verhandlungen fruchtlos blieben? Dann könnte so ein Handstreich erfolgen. Wer weiß, was dann alles passieren könnte. Vermutlich würden die Gebiete sich sogar freiwillig dem Imperium anschließen, für das Volk wäre es auf jeden Fall ein Segen!

Währenddessen in den Orklanden

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Murgrak Kùsh blickte noch einmal von seinem Knochen behangenen Thron auf den Boten, der vor ihm kniete. „Wenn der letzte Schnee geschmolzen ist, sagst du?“. Der kniende Goblin nickte heftig, dann blickte er auf und ergänzte „Sie werden dann auch noch mehr mit sich selbst zu tun haben, sagte es!“. Der Orkhäuptling trat nach dem unverschämten Ding, das es wagte ohne Aufforderung Ergänzungen machte. Der Goblin quiekte und verschwand aus dem Zelt. Der Winter würde mild werden. Gutes Kriegswetter im Frühjahr. Axtwetter. Und seine Späher bestätigten, was die Boten seinen Meldeläufern ausgerichtet hatten. Die Weichhäute im Südwesten waren lange im Krieg mit sich selbst beschäftigt. Die Stadt, Ilin, kam nicht in Frage, aber südlich davon waren Wiesen und Wälder. Und da war eine kleine Baronie. Ein Ziel in der richtigen Größe. Sicherlich wussten das der…wie nannte er sich gleich? Ah, ja: der Kon`Suul…das und hatte er hatte eigene Pläne, aber die Boten hatten ihm auch versichert, dass man sich nicht in die Quere käme. Zudem hatte er Geschenke gesandt. Gut wenn sich auch Menschen an alte Freundschaften erinnerten. Ein wenig Geduld und die Sicherheit, dass die Südmenschen sich nicht plötzlich wieder vereint zeigten würden ihm und seinem Stamm Beute bescheren! Er konnte den Frühling kaum erwarten und hoffte auf Zwist!

Währenddessen in Aklon-Stadt

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Professor Doktor Golo Fritz Sternmann blickte in die Reihen der jungen Gesichter im Hörsaal. Er freute sich auf seinen Tee und ein Nachmittags-Nickerchen nach der Vorlesung. Das Thema der aktuellen Veranstaltung war Altes Aklonisches Recht. So das Thema auch sein liebstes gewesen war und er nicht zu Unrecht als Koryphäe galt, so hatte das Alter ihn heimgesucht. Seit knapp einem Jahr war er kaum mehr in der Lage die Schriften zu entziffern, die ihm Studenten einreichten. Er neigte dazu, die Schriftrollen und die gebundenen Traktate die ihn wöchentlich erreichten gutmütig kurz anzuschauen und dann nach der Form der Absätze und der Umfänglichkeit der Fussnoten Bestnoten zu verteilen. Das sorgte immerhin dafür, dass er auch im Alter nicht mit sich selbst reden musste, sondern Zuhörer für seine ausartenden Erläuterungen fand. Er hatte die Veranstaltung bereits beendet, dessen war er sich fast sicher, er stellte aber auch nach weiteren Sekunden des Zögerns fest, dass niemand aufgestanden war, wie es üblich gewesen wäre. Alle Studenten blickten ihn an. „Ähm…“, sagte er. „Ja? Sie haben…Fragen?“. Ein hoffnungsvolles Lächeln erschien auf seinem Gesicht und er rückte den etwas schief sitzenden Talar zurecht. Eine Studentin in der dritten oder vierten Reihe erhob sich. „Wärt ihr so gütig den letzten Abschnitt zu klarifizieren, euer Magnifizenz?“. Natürlich war er das! Die Müdigkeit fiel schlagartig von ihm ab. Das Studierenden am Ende einer Unterrichtseinheit freiwillig Fragen stellten war seit…seit…nun ja, ziemlich lange nicht vorgekommen. Er hob an „Als 3952 nach den Verlusten der Schiffe die actio erxercitoria ausblieb…“. Die junge Frau stand immer noch und hob wieder an: „Vergebung, euer Magnifizenz, ich meinte den Abschnitt nach 4002…die Gesetzgebung Bornirs.“ Professor Sternmann war verwirrt. Hatte er diesen Gegenstand nicht klar geschildert? „Nun, unter Abt Bornir Torwendil, erster der Kirchenkönige, wurden Staat und Kirche in Aklon eins. Erst 4185 beschloss die heilige Synode der Nuntii, lobet Ultor, die Beendigung der Personalunion von Königtum und Priesterschaft. Die Synode verbot diese für kommende Generationen. Ob des Ius sanguinis wurde die letzte Tochter des letzten Kirchenkönigs, die zu diesem Zeitpunkt noch kein Kirchenamt bekleidete, da sie erst 15 Jahre alt war, Königin. Aus der Zeit Bornirs haben wir das Konzept des actio iniuriarum, die, er kicherte, probatio diabolica und den Ursprung des Gesetzes necessitas publica est major quam canonicum.“ „Dieses letzte Gesetz…“, sagte die junge Dame. „Ergänzt das Thronfolgegesetz“, brachte er ihren Satz zu Ende. „Es gilt selbstverständlich das Ius sanguinis, also die Erbfolge in der Blutlinie, unter Berücksichtigung der Trennung von Kirche und Staat. Die erste Klasse der Thronfolger bilden Kinder und Kindeskinder, wobei ältere Vorrang haben. In zweiter Klasse können Geschwister erben. Auch hier haben Ältere den Vorrang. Falls keine Kandidaten verfügbar sind, so fällt die Verwaltungspflicht an den Reichsmarschall und den Großen Rat. Der Rat bestimmt dann einen Thronfolger, üblicherweise aus einer Seitenlinie der Familie Torwendil.“ Die Frau sprach schon wieder unaufgerufen, während deren Kommilitonen das Schauspiel verfolgten: „Aber de facto ist nicht de iure.“ „Richtig“, versetzte der Professor strahlend „dies wurde bislang so gehandhabt, aber es nicht verpflichtend. Ich glaube es war 4387, als noch zügig eine Hochzeit organisiert wurde, damit…“ „Das heißt Reichsritter und Herzöge (seit 4447 auch der Erzmagus) wählen.“ „Ja.“ Erwiderte er. Dann ergänzte er „Aber üblicherweise bestimmen die Herzöge, de facto.“. „Und dieses Gesetz regelt die Dauer des Verfahrens?“ „Mehr als das! Wenn innerhalb eines Monats kein Kandidat gefunden wurde, so hatte Bornir gemutmaßt, sei anzunehmen, dass es jemanden gäbe, der das Verfahren blockiert. Dies sollte vermieden werden und er setzte in einem solchen Fall fest, dass die Synode jemanden wählt. Das wurde mit der Trennung von Kirche und Staat aber aufgelöst. Die Synode wollte diese Macht nicht! Man stelle sich das vor. Ich verneige mich vor den Nuntii dieser Tage, ob dieser Weitsicht. Gleichzeitig könnte die Entscheidung in einer solchen Notlage kaum jemand anderem übertragen werden als einem ultorianischen Priester. Also wurde festgelegt, dass der Abt des ältesten Klosters in Aklon Stadt das Reich führen wird, bis ein Thronfolger hervortritt! Die Notwendigkeit verlangt es sozusagen, ad abstraktum. Er wird den Rat dafür natürlich auflösen müssen.“ „Also kein Thronfolger und Uneinigkeit im Großen Rat heißt, dass ein einzelner Abt jemanden aussuchen darf und sich dabei Zeit lassen kann? Und wer ist das zurzeit?“ „Seid das Kloster des goldenen Wortes vor etwa 52 Jahren ausgebrannt ist, müsste es das Kloster der hellen Lohe sein. Abt Ranulf steht dem vor.“ „Der Mann ist ein Inquisitor!“ „Ja.“ „Der Mann hat angeordnet, dass die weißmagische Cabal Carnosa ausgehoben und deren Mitglieder verbrannt werden!“ „Ja, ich meine das war er auch.“ „Der Mann ist bekennender Flagellant!“ „Ja, das ist sein gutes Recht.“ „Der Mann hat sich selbst die Augen ausgestochen, weil er nichts von dieser Welt sehen will und er die Hitze der reinigenden Flammen so besser fühlen kann!“ „Hat er das? Meine Güte.“ „Der Mann ist ein Zelot!“ „Ja. Aber wenn schon.“ „Der Mann hält die Königin und den Großmeister vom Orden des reinigenden Schwertes für gefährlich liberal!“ „Ja?“ „Herr Professor, wer weiß von diesem Gesetz?“ „Die beiden Original Mitschriften sind frei zugänglich! In der Rechtsbibliothek der Universität, Abteilung C, Regal 54, im Sammelordner 22 oder so und im Palast. Aber ich vermute im Palast müsste man etwas danach suchen. Ach ja und sie alle wissen es natürlich nun auch. Aber regen sie sich nicht so auf. Das ist doch alles theoretischer Natur.“ „Herr Professor, bei allem Respekt, wann sind sie das letzte Mal vor der Tür gewesen?“

Währenddessen in Verilion

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Caspar de Rove blickte Königin Emiré von Verilion mit ernster Mine an; „Ja eure Majestät, ich halte das für einen guten Zug“. Der Quarto Großmeister wurde in den vergangenen Jahren immer wieder als Berater in strategischen Fragen hinzugezogen. Königin Emiré war diese Entscheidung alles andere als leicht gefallen, auch wenn diese Option bisher nur ein Gedankenspiel war. Sie hatte gemeinsam mit Gudrun und Warnulf Torwendil die Geburt derer Kinder und die Geburt ihrer eigenen Kinder gefeiert. Sie hatte mit ihnen getrauert, als Meredith Torwendil ermordet wurde und sie hatten gemeinsam als vertraute Bündnispartner mehr als einen Krieg durchgestanden und gewonnen. Königin Emiré wäre beinahe so weit gegangen, die Familie Torwendil als Freunde zu betiteln. Enge Vertraute, die eine gemeinsame Vision der Stabilität teilten.

Aber Königin Gudrun wurde ermordet und zum Tod von König Warnulfs gab es verstörende Gerüchte, die ebenso auf einen Mord hinweisen. Prinz Ubald Torwendil wäre ein brillanter Gelehrter gewesen, aber ein schlechter König. Konrad war bekannterweise ein besonderes Kind gewesen, aber niemals eine echte Option für den aklonischen Thron. Prinzessin Elisabeth Torwendil ist die einzige Erbin von Gudrun und Warnulf gewesen, der Königin Emiré die Fähigkeiten eingeräumt hatte, den aklonischen Thron auszufüllen und die Reichskrone zu tragen. Und auch wenn die aufrechte Weltgemeinschaft der Königin Emiré vielleicht nicht zustimmen würde, erkannte Königin Emiré auch die vielen schweren aber richtigen Entscheidungen der jungen Königin Elisabeth. Aber sie hatte auch schwerwiegende Fehler gemacht und für Fehler gibt es bekanntlich wenig Platz in der Gesellschaft der Monarchen. Und hinzu kommen nun die scheußlichen Gerüchte über ein weiteren Thronfolger der Familie Torwendil, bei dem es sich um einen frühen Fehltritt Warnulfs mit der extravaganten verillionischen Comtessa de la Spumante handeln soll.

Keine idealen Bedingungen für die innige Freundschaft zwischen Verilion und Aklon. Zusätzlich erlahmte der Handel zwischen den beiden Königreichen und kam dann sogar fast zum vollständigen erliegen. Einzig mit dem Herzogtum Warall war zurzeit Handel möglich. Königin Elisabeth hatte zuerst darum ersucht und dann gefordert, dass der Handel mit Hzgt Warall eingestellt wird. Aber diese Forderung konnte und wollte Verilion nicht erfüllen.

Herzogtum Schareck bleibt ein Unruheherd, auch wenn es dem Truchsess von Hiltrud gelungen ist, in knapp die Hälfte des Landes Ruhe zu bringen. Das Notgeld aus Schareck konnte und sollte kein verilioner Händler annehmen. Nachdem die Aufständischen in Schareck auf aklonischen Boden keine Nahrung mehr fanden, haben einige versucht, sich diese auf verillionischem Boden zu nehmen. Lästige Hoferaner hatten die Grenze überquert und Bauern in Verilion aufgestachelt. Und es sah nicht aus, als ob der Bürgerkrieg bald enden würde. Königin Emiré muss handeln, wenn sie Schaden von ihrem Volk abhalten wollte und wenn das bedeuten sollte, dass alte Bündnisse beendet würden, dann sei dem so. Sie blickte auf die Karte nach Schareck. Die Grenzregion brauchte Ordnung und Emiré war bereit, diese Ordnung zu bringen. Im Zweifel mit dem Schwert, wenn im Frühjahr wieder Halsabschneider und Diebe über die Pässe kämen.

Königin Emiré dachte an Gudrun und die wenigen Spaziergänge zu Zweit, die sie mit ihr am Hofe unternommen hatte. Die gemeinsamen Stunden, das Vertrauen und Verstehen. Sie hatte darüber nachgedacht, nach Aklon-Stadt zu reisen und mit Elisabeth zu sprechen, aber Emiré war alt geworden. Nun wurde allenthalben über Königin Gudrun und ihren Mann gemunkelt. Emiré spürte einen Stich im Inneren und und sie fragte sich, wie man wohl über sie selbst nach ihrem Tod reden würde.

Währenddessen in Aklon-Stadt

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Giulia Di Francescantonio blickte auf ihre makellosen Fingernägel und unterdrückte affektiert ein Gähnen. Sie trug, wie immer in geschäftlichen Angelegenheiten, eine schmucklose Robe. Privat bevorzugte sie Brokat, Samt und Nerz. Neben lag eine unscheinbare mit Schriftstücken gefüllte Mappe aus Leder. Schließlich wurde sie durch einen der aklonischen Gardisten aufgerufen. Dieser führte sie in den Raum der Kanzlerin von Aklon-Stadt. Die Kanzlerin hieß Wilhelmina von Tornum und war eine Adlige, die ihre Position durch pflichtschuldige Arbeit erreicht hatte. Giulia schätzte eine solche Vita, mit diesen Leuten konnte man besser reden, als mit aufgeblasenen Adligen, die Annahmen, dass Geld an Bäumen wuchs.

„Madame Giulia Di Francescantonio, es ist eine Freude“, wurde sie begrüßt. So beginnt es also. Nach einem Austausch von Höflichkeiten, kam man schließlich zur Sache. Die Kanzlerin blickte von einem auf den Tisch liegenden Brief herauf. „Ich bemerke“ sagte sie, „dass sie einer Stundung der Außenstände nicht zugestimmt haben und eine Tilgung erbitten.“, „Aber mit Verlaub, Frau Kanzlerin, wir erbitten nicht, wir fordern!“ Es gab keinen Grund die Samthandschuhe anzubehalten. Die Kanzlerin war erfahren genug, um diesen Mangel an Etikette als Erleichterung in den Verhandlungen zu verstehen. Es war schließlich niemand da, der sich an so etwas stoßen würde. Wilhelmina von Tornum seufzte. „Euch ist sicherlich bewusst, dass Aklon nicht in der Verfassung ist, die Außenstände innerhalb so kurzer Zeit zu begleichen. Nach dem Ende des Bürgerkriegs…“, sie wurde harsch unterbrochen, „Das ihr bereits seit knapp sechs Jahren versprecht.”, „Und dessen Ende nun in Sicht ist. Eine weitere Stundung würde uns erlauben…“ „Meine Frau Kanzlerin, ich darf mir an dieser Stelle erlauben, auf ihre umfangreichen Obligos hinzuweisen. Die Krone hat redliche Bemühungen unternommen, die Löcher im Haushalt zu stopfen, die diese unselige…Angelegenheit riss.“ Sie blickte auf ein Blatt Papier, dass sie gezielt aus dem Umschlag zog: „Und mir wurde zugetragen, dass nicht wenig des geliehenen Goldes zugunsten der Versorgung des Volkes ausgegeben wird. Das ist ehrenwert, aber nicht umsatzträchtig. Die Banca Nazionale del Imperio sieht nicht, dass es gelingen kann unsere Investitionen zu retten, also ziehen wir sie zurück. Sofort.“ „Giulia, du weißt so gut wie ich, dass die Banca Verluste macht, wenn ihr die Außenstände jetzt einfordert!“ Wilhelmina ergänzte nicht, dass dies auch Aklon und die Krone ruinieren würde, das war nicht nötig. Das war Giulia bewusst. Der Verlust von drei Herzogtümern und der Freistadt Tulderon war nicht ausgleichbar, insbesondere nicht nach der dunklen Bedrohung und die daraus resultierenden Hungersnöte, die Überfälle im Süden, den erlahmten Handel mit Verillion und ach so vieles weitere…Wilhelmina seufzte erneut. „Ihr wisst in Sythia doch auch, dass Verhandlungen zum Frieden anstehen. Wenn irgendeine Art von Einigung erzielt werden kann, dann wird Aklon mittelfristig wieder in der Lage sein zu zahlen, inklusive aller Verpflichtungen…auch denen von Warall und Camberion.“ Giulia zog die Braue hoch: „Respekt, Wilhelmina, ich wusste nicht, dass euch klar war, dass wir bei unserer ‚Wette‘ nicht allein auf eure Königin gesetzt haben.“ „Dies war absehbar. Es ist ja ein Geschäft, nicht wahr?“ Wilhelmina lächelte gequält. Sie wusste, dass sie mit dieser Offenbarung die Bank dazu bringen konnte, noch ein wenig zu warten. Aber höchstens einige Monate. Wenn die Königin keine Einigung mit den Rebellen erzielte, würde es in wenigen Monaten düster werden. Die Königin hatte nie Geld für Prunk ausgegeben, aber es würde keine Bezahlung mehr für Beamte und Soldaten geben…keine Pensionen und keine Unterstützungen. Wilhelmina fragte sich, wie das Gespräch in Warall wohl im Detail verlaufen war…ihre Spione hatten ihr berichtet, dass Hiltrud außer sich gewesen sein soll, als Giulia deren Hof verließ.

Die Königin ist tot, es lebe der König
Die Nacht der tausend Schreie

Mit übertriebener Genauigkeit und Geduld sortierte der Bibliothekar Tassilo die kürzlich gespendete Tornumer Enzyklopädie; Segel, Sturm und Ozeane in die Bibliothek von Galbihn ein. Man könnte beinahe behaupten, er wäre ein Pedant. Jedes Schriftstück fand seinen eigenen Platz, korrekt ausgerichtet zu den Fluren der großen Halle, damit der interessierte Leser das Schriftstück auch auf Anhieb findet. Als er nach etlichen Augenblicken endlich fertig gewesen war, wandte sich Tassilo lächelnd und selbstzufrieden vom Regal ab, um wieder zurück zum Einlass der Bibliothek zu flanieren. Auf dem Rückweg dorthin, fand er jedoch kürzlich einsortierte Schriftstücke aus den Regalen, auf dem Boden liegend. Mürrisch schaute er sich um und es dauerte nur wenige Augenblicke, bis er selbst den Grund für die herunterfallenden Schriftstücke bemerkte. Die Halle schien anfänglich nur leicht zu vibrieren, ein leichtes Beben, bis es schlussendlich so stark wurde, dass es Tassilo von den Beinen holte. Tassilo hörte noch das Zerbersten der schweren Bleiglasfenster, bis Teile der Hallendecke auf ihn herab fielen und er für immer seine Augen schloss.

Eine gewaltige Wucht, ausgelöst durch eine Explosion eines Oculi Potentiam in der unmittelbaren Nähe, zerriß die Stadtmauern, die Hallen und Häuser von Galbihn. Die Gebete und die Rufe der vielen tausend Einwohner von Galbihn verstummten innerhalb nur weniger Augenblicke. Dort wo einst die Stadt Galbihn pulsierte, befindet sich nur noch ein kolossaler Krater aus Trümmern und bläulichen Staub.

Das Hzgt. Camberion unter Jobst von Walden-Ahr reagierte sofort und erklärte weite Teile um die einstmalige Stadt Galbihn als Sperrzone, bis eine potentielle Gefahr ausgeschlossen werden kann. Die Kunde über das Ausmaß verbreitete sich schnell im ganzen Königreich. Galbihn war einmal.

Flucht ins Ungewisse

Bruder Gilbert stand bereits seit einer Ewigkeit als Wache vor der Tür der ehrwürdigen Prima Melliores Remigia von Klant. Im Raum der obersten Inquisitorin entbrannte ein heftiger Streit zwischen Remigia von Klant und dem kürzlich eingetroffenen Gesandten der Synode. Parallel dazu scharten im Flur überall Novizen der Synode aus und rollten sämtliche Banner der ultorioanischen Kirche ein, sie erlischten die Kerzen an den Wänden und montierten die Gemälde der Heiligen ab und verstauten sie in dutzenden, dafür bereitgestellten Kisten. Bruder Gilbert wurde vorab durch seinen Komtur darüber informiert, dass alles seine Richtigkeit hätte. Remigia von Klant schien damit jedoch nicht einverstanden zu sein, denn man hörte im ganzen Flügel des Klosters die wutentbrannten Schreie der Inquisitorin aus dem Raum hallen. Es waren Rufe wie “Häresie”, “Verrat an Aklon und der Kirche” und es war die Rede von “schwerwiegenden Konsequenzen”. Nach etlichen Stunden riss der Gesandte der Synode die Tür auf und befahl den Novizen in wenigen Worten, die schweren Kisten zu nehmen und sich für eine baldige Abreise fertig zu machen. Kurze Zeit später kam Remigia in den Flur und instruierte Bruder Gilbert sichtlich mitgenommen und irritiert, sein Quartier aufzusuchen, damit er seine Habseligkeiten packen kann. Die Prima Melliores beugt sich dem Befehl und verlässt gemeinsam mit der Heiligen Ultorianischen Synode die Lebensader Aklons. Ob ins Urs Sanktum oder nach Haralin ist dieser Tage noch ungewiß.

Eine Bande des Blutes

Ganze zwei Regimenter begleiteten Wentzel Torwendil, sowie den Reichsmarschall Mark von Schelten und weitere Reichsritter nach Aklonstadt. Auf den Straßen versammelten sich hunderte Menschen, teils besorgt um ihre Zukunft und teils euphorisiert, das der Bürgerkrieg nun endlich vorüber sein könnte. “Die Blutlinie der Familie Torwendil wurde bewahrt”, heißt es und König Wentzel Torwendil würde rechtmäßig den Adlerthron von Aklonstadt besteigen und der Frieden würde einkehren.

Als erste Amtshandlung bestätigt Wentzel Torwendil die Rechtmäßigkeit folgender Herzogtümer. Die Reaktionen seiner Thronbesteigung könnten nicht unterschiedlicher ausfallen:

Herzogtum Camberion

Herzog Jobst von Walden-Ahr soll einerseits hocherfreut gewesen sein, als ihm sein Kanzler über die jüngsten Ereignisse aufklärte, andererseits war er über die Ausmaße der Zerstörung der Stadt Galbihn konsterniert. Die nun endgültige Legitimation durch die Stimme des Königs Wentzel Torwendil erfüllt seine persönliche Hauptforderung aus der Rebellion, sodass seinerseits eindeutige Signale der Entspannung entsendet werden.

Unmittelbar nach den Geschehnissen entließ er den von Elisabeth Torwendil entsandten Herzog Manfred von Hallberg aus seiner Gefangenschaft und übergab ihn einem Regiment aus Raenna, dass sich anschließend bis zur Hzgt. Grenze zurückzog. Camberion sieht sich als klarer Sieger gegen die Invasoren aus dem Süden, überall im Königreich hört man von ausschweifenden Festlichkeiten der Camberioner.

Herzogtum Raenna

Herzogin Genewin zu Raenna reagierte verdutzt auf die plötzliche Wende im Spiel um den Adlerthron. Sie stand stets hingebungsvoll und treu zur Krone und diese Krone ziert jetzt das Haupt von Wentzel Torwendil. Damit ist dieser Emporkömmling nun ihr neuer Herrscher, dem sie den gleichen Schwur wie derer Vorgängerin leistet. Diverse Friedensgesten aus Camberion bestärkten ihren Entschluss, die Regimenter aus den besetzten Gebieten im Norden abzuziehen.

Diesen Regimentern war es nun ein Leichtes, die letzten versprengten Marodeure aus dem Herzogtum zu jagen, welche seit über ein Jahr an den langen Küstengebieten eingefallen waren. Genewin wartet nun gespannt auf die weitere Entwicklung und nutzt die Atempause, um die Schäden der Raubzüge zu beseitigen.

Herzogtum Schareck

In Schareck erhält Truchsess von Liebenstein vom neuen König Wentzel Torwendil eine Bewährungszeit, sodass vorerst kein neuer Herzog für das zerrissene Herzogtum eingesetzt wird. Die angrenzenden Herzogtümer mindern ihre Aktivitäten in diesem Gebiet auf ein Minimum herunter, sodass der umkämpfte Ostteil von Schareck noch mehr im Chaos versinkt, da den örtlichen Kriegsherren und Banden aktuell freie Hand gelassen wird.

Der befriedete Westen erhält weiterhin lebensnotwendige Hilfslieferungen aus dem Herzogtum Warall, welche die Versorgung vorerst sicherstellen. Allerdings ist es ungewiss, wie lange dies nach dem Ableben der Herzogin von Warall noch der Fall sein wird.

Herzogtum Klant

Theodulf zu Klant beugte sich unter der Last der Beweise und dem Zuspruch der Reichsritter. Auch er erhielt von Wentzel Torwendil seine Legitimation. Seine eingeschlossene Lage und die sich zuspitzende Versorgungsknappheit ließen ihm keine andere Wahl, da er immer noch einen möglichen Verrat und Einfall der Rebellen befürchtet.

Herzogtum Warall

Das Ableben von Hiltrudt von Warall hinterlässt eine riesige Lücke und ließ den Landadel in eine Schockstarre verfallen. Noch hat König Wentzel Torwendil keinen Nachfolger ernannt, sodass Herzogtum Warall vorerst Führungslos bleibt. Unter regionalen Adelskreisen gilt jedoch die Ernennung von Sigrun von Warall, der jüngeren Schwester Hiltrudts, als wahrscheinlich, auch wenn sie nicht annähernd das diplomatische Geschick ihrer Schwester aufweisen kann und als äußerst ruchlos und gierig gilt.

Das entstandene Machtvakuum wird aktuell von aufständischen Bauern unter Hofer massiv ausgenutzt, sodass von vielen Überfällen auf Handelsrouten und Kornspeichern berichtet wird. Derweil warten dutzende Hofer-Anhänger u.a. ein führender Kopf der Aufstände in Warall-Stadt auf ihre Hinrichtung. Der Landadel versucht mit konsequenter Härte, die Hofer-Nester im ganzen Herzogtum niederzuschlagen. Ebenso befürchtet der Landadel, dass durch das entstandene Machtvakuum, die Stellung Waralls im Königreich, in den ersten Wochen der Regentschaft von Wentzel Torwendils ins Hintertreffen geraten könnte, da es durch die Rebellion kein bekanntes Gesicht am Hofe mehr gibt, welches die Interessen des Herzogtums vertreten kann.

Herzogtum Tornum

Die anfängliche Freude über den Tod der Erzfeindin Hiltrud von Warall, die vor wenigen Jahren den ehemaligen Herzog Burchhardt von Tornum, vor der Stadt Tulderon blutig ans Messer lieferte, verblasste schnell im Herzogtum. Der neue König Wentzel Torwendil forderte vom neuen, jungen Herzog Ulreich seine Loyalität. Diese Wentzel anzutragen wäre Ulreich im Angesichts der Gerüchte zuvor nie in den Sinn gekommen. Seine Jugend, gepaart mit der Angst seine Titel zu verlieren, und letztlich auch die Legitimation durch die ultorianische Kirche, ließen ihn schließlich doch zum Kniefall bewegen.

Die Entscheidung des Herzogs stieß jedoch im konservativen Herzen des Landes auf erbitterten Protest. Ein König der in der Lage ist schwarze Magie zu beherrschen kann im festgefahrenen Weltbild des Landadels niemals König von Aklon sein. So heftig die Stimmen aus den Burgen der weiten Kornflächen von Tornum auch schallen mögen, so unbedeutend werden sie wahrgenommen, denn der Krieg gegen Kolte und das Massaker vor Tulderon ließ die wehrtaugliche Jugend im Lande ausbluten wie nirgend anders im Reich.

Die Landbevölkerung deutet den Rückzug der heiligen Synode aus Aklon-Stadt als ein Vorbote der Herrschaft der Gottlosigkeit.

Herzogtum Crysofas

Johannes von Kaltenau, Herzog von Crysofas, ließ mit seiner schriftlichen Antwort auf der Aufforderung das Knie vorm neuen König zu beugen sehr viel Zeit. Der einst mächtige und gefürchtete Souverän Crysofas ist zu einem Schatten seiner selbst geworden und sichtlich gealtert.

Durch den Tod Elisabeths und der Läuterung Ubalds sind ihm auch die letzten Kinder seines engsten Freundes und verstorbenen Königs Warnulf Torwendil aus den Händen gerissen worden, nachdem Prinz Konrad bereits im letzten Jahr erneut in Ungnade gefallen war.

Der enorme Einfluss seiner Person, durch die vernetzten Kontakte zur Synode der heiligen ultorianischen Kirche haben sich faktisch über Nacht durch deren Abzug aus dem Reich erübrigt. Zwar besitzt er noch beträchtliche Geldreserven und ein intaktes Lehnsheer, dass aber ohne die vollständige Unterstützung des ausgebluteten Hzgt. Tornums keinen nennenswerten Widerstand mehr leisten kann.

Durchdrungen von einer tiefen Depression und gelähmt vor Schmerz durch die erlittenen Verluste beugte auch der einst stolze Johannes das Knie vor dem neuen König. Noch vor einem Jahr hätte mit dieser Entscheidung niemand im Königreich gerechnet.

Aklon-Stadt

Der aklonische Reichsmagier im Kronrat wird durch Erzmagus Yalhan aus Harogan neu besetzt.. Er empfiehlt dem Niederen- und Hochadel im Königreich, sich einen Haus- und Hofmagier zu Rate zu holen. Gelehrte u.a. aus Harogan stehen dafür gerne jederzeit zur Verfügung. Zusätzlich lässt er die zerstörte magische Cabal Carnosa in Aklonstadt unverzüglich wieder aufbauen.

Die Krone, der Kopf und die Weis(s)heit

„Ja bei Ultor, ich bin enttäuscht. Du kannst dir das nicht vorstellen, weil du noch niemals eine so wichtige Aufgabe hattest. Ich hab immer gerne mit anderen Menschen gearbeitet, aber so hat mich noch nie einer hängen lassen.“ Hyronimus hatte sich einfach nicht mehr zurückhalten können. Sein Gegenüber war ein versoffener nichtsnutziger Vollidiot, der in seinem ganzen Leben noch keiner ehrbaren Aufgabe nachgegangen war. Leider war er auch sein Bruder und einer der einzigen Menschen, mit denen Hyronimus über seine Arbeit reden konnte. Sein Ausbruch hatte die Aufmerksamkeit der anderen Gäste in der Spelunke erregt und er atmete einmal tief durch. Als sich die zahlreichen Blicke wieder von ihnen abgewandt hatten, sprach er mit gesenkter Stimme weiter. „Ich bin in den letzten Jahren jeden ultorverdammten Tag, an dem man meiner Dienste bedurfte für die hohen Herrschaften da gewesen. Ich hab immer versucht jeden einzelnen Streich perfekt zu führen, meine Klinge war immer scharf, ich hatte nie gesoffen und musste in 13 Jahren nur ein einziges Mal nachschlagen. Und da war es egal. Der Mann war ein Schwein. Hat auch so gequiekt. Nun bin ich also heute da um das höchste Haupt abzuschlagen, was mir je untergekommen ist und dann so was.“

Hyronimus, seit 13 Jahren Henker von Aklon-Stadt, nahm einen tiefen Zug aus seinem Bierkrug, setzte diesen geräuschvoll ab und richtete seinen wie immer ein wenig flackernden Blick wieder auf seinen Bruder. „Prinz Konrad war heute fällig für den Korb und ich hätte derjenige sein sollen, der ihm das königliche Haupt abschlägt. Sauber, aus dem ganzen Körper, in einem Schwung und ab.“ Sein Bruder unterbrach ihn. „Aber ich dachte du warst immer ein Anhänger von Prinz Konrad? Und hast du nicht gesagt, dass es lieber das Mädchen mit der Krone hätte sein müssen, das sein Hälschen auf den Block legt?“

„Ja, das hab ich gesagt, aber nun war es halt Konrad und es war an mir das heute zu verrichten.“ Hyronimus lächelte. „Das ist mein einziger Trost, dass ich bestimmt irgendwann auch das Mädchen auf den Block kriege und dann bin ich die letzte Klinge die sie schneidet.“ Offensichtlich fand Hyronimus seine Äußerung besonders witzig und brach in Gelächter aus, trank einen Schluck an dem er sich verschluckte und spuckte schließlich eine für die Schankmägde später nur schwer zu ignorierende Menge an Bier auf den Boden. „Ist ja auch egal,“ sagte sein Bruder. „Was ist denn nun passiert?“ Der Henker hatte sich beruhigt und setzte seine Erzählung fort.“ Als ich mich in Position gestellt habe und auf das Signal des Mädchens wartete, ich schon wahrnahm, wie sie den Arm heben wollte, trat plötzlich der alte Mann, dieser Nuntius, vor. Von Praxitien, du weißt schon. Sie spricht mit ihm und dann passiert erst einmal eine Zeit lang nichts. Schließlich nickt die Königin und beide verlassen die Tribüne. Du hättest mal die Leute sehen sollen. Die waren so enttäuscht und ich kann sie verstehen.“ Etwas gezwungen nickte Hyronimus Bruder, bevor der Henker fortfuhr. „Ich hab ganz kurz darüber nachgedacht, ob ich trotzdem zuschlagen soll und dann sagen, ich hätte sie falsch verstanden. Hab ich aber nicht gemacht. Sonst wäre ich jetzt wohl auch nicht hier. Als ich darüber nachdachte, drehte sich der von Praxitien ruckartig zu mir um, als hätte er meine Gedanken gelesen. Was für ein Blick. Einfach gruselig.“

„Und weiter?“ fragte sein Bruder. „Nach einer halben Stunde kamen zwei Schwertbrüder und sprachen mit diesem Ultorianer, der immer an der Seite der Königin herumwieselt. Der nickt und dann nehmen sie den Prinzen vom Block. Ich dachte ich werd nicht mehr. Noch ne halbe Stunde später kommen die beiden wieder raus und der Alte stellt sich an den Rand der Tribüne und verkündet, dass sich Konrad Torwendil entschlossen hat den Schwertbrüdern beizutreten und seinen Dienst im Urs Sanctum zu verrichten. Die Krone hebt ihr Todesurteil auf und die Hinrichtung ist abgesagt. Basta,“ schreit Hyronimus nun wieder. „Keiner von denen hat auch nur einen Gedanken an mich dabei verschwendet. Keiner, aber das werden sie eines Tages noch bereuen, Wenn der Hofer…“ „Pscht,“ unterbrach ihn sein Bruder. „Du bringst uns noch alle an den Baum.“

Wenige Minuten nachdem der Henker seinen Bruder in der Taverne zurückgelassen hatte setzte sich ein anderer Mann an den soeben verlassenen Platz.
„Nun?“
„Ja, er hat mir alles erzählt.“ Der Neuankömmling lächelte. “7 Silber?“
„Einverstanden.“ Nun grinste auch des Henkers Bruder. Er tat schließlich nichts Unrechtes. Das Volk hatte ein Recht darauf zu erfahren wie das Ganze abgelaufen war und der „Schild“ war nun einmal das größte Blatt Aklon-Stadts und zudem bereit mehr zu bezahlen als die anderen. Ein gutes Gefühl ein anständiger Bürger zu sein.

Neuigkeiten aus der Magierenklave Harogan

Ein schriller Wind wehte über das Dach der beschaulichen Residenz von Magister Telius. Der Blick des in die Jahre gekommenen Magisters glitt aus seinem Fenster auf die gepflasterte Straße in Richtung Turm des ehrwürdigen Rates zu Harogan, vor dessen Versammlungsplatz sich eine große Traube an Adepten, Magister und Familie der Gelehrten sammelte. Magister Telius erinnerte sich, dass erst vor wenigen Tagen eine bunte Gemeinschaft, bestehend aus etwa einem Dutzend Fremder aus Schareck kommend, einen jungen, schweigsamen Mann zum Turm des Rates eskortierte. Dort angekommen, wurde die Gemeinschaft getrennt und zu ihren Unterkünften begleitet. Der Mann, der sich als Wentzel Torwendil vorstellte, wurde separat in die Eingangshalle des Rates gebeten, die Tore zum Turm wurden verschlossen und der Unterricht für die Adepten für mindestens eine Woche ausgesetzt. Erst in der gestrigen Nacht verkündete der Rat für den kommenden Tag eine Verlautbarung, sowie die Öffnung der Tore des Turmes und tatsächlich, das schrille Pfeifen des Windes über den Dächern von Harogan wurde urplötzlich von einem ohrenbetäubenden Jubel unterbrochen, denn die Tore zum Turm des Rates öffneten sich wie angekündigt und der junge Wentzel Torwendil wurde von jungen, ausgelassenen Adepten in die Höhe gehalten und vom geöffneten Tor des Turms aus in die schiere Menge der Versammelten getragen. Wentzel wirkte am Anfang noch gehemmt und unsicher in Anbetracht der enormen Aufmerksamkeit die ihm zuteil wurde aber dies änderte sich schnell und er genoss nach einiger Zeit sichtlich das Bad in der Menge der Haroganer Bevölkerung. Parallel verkündete der Rat, in einer für alteingesessene Erzmagister seltenen Euphorie, über blecherne Sprachrohre die Ankunft des Magu-pat, der Magus der die Kluft zwischen den Disziplinen überwunden und gemeistert hat und dessen Ankunft in den Prodigien des Magister Malwin bereits 4413 angekündigt wurde. Die Gemeinschaft die Wentzel Torwendil nach Harogran eskortierte, wurde währenddessen opulent mit handgemachten Geschenken der Ansässigen bejubelt und übersät. Magister Telius packte seinen Mantel und beeilte sich ebenfalls, um sich dem Festzug durch Harogan voller Heiterkeit anzuschließen. Das Fest soll noch einige Tage andauern

Neues aus Schareck

Aus dem ohnehin schon schwer vom Bürgerkrieg gebeutelten Schareck kommen Informationen, die nicht danach klingen, als würde sich die Lage stabilisieren. Nach übereinstimmenden Berichten soll Rufus, der Sohn des ehemaligen Herzogs Edo von Schareck, tot sein. Da Rufus kein besonders guter Stratege war, ist unklar, ob das die Lage der Rebellen in Schareck schwächt oder eher stärkt.

Angeblich sollen ein ultorianisches und zwei Suavitische Kloster niedergebrannt und alle Priester und Priesterinnen getötet worden sein. Inwieweit das im Zusammenhang mit dem Bürgerkrieg steht, ist unklar. Die Rebellen und Krontreuen bezichtigen sich gegenseitig, dafür verantwortlich zu sein. Andere sprechen davon, dass es sich um Übergriffe von Hoferenern gehandelt hat. Es gibt aber auch Gerüchte über einen seltsamen Magierkult, der sich nun in Schareck gezeigt haben soll.

Aklon-Stadt

Prinz Konrad ist vor wenigen Tagen nach Aklon Stadt zurückgekehrt. Er war in Begleitung des Klanter Grafen von Isenau, der ihn aus der Gefangenschaft in Schareck befreit haben soll. Prinz Konrad begab sich unverzüglich in den königlichen Palast und wurde seitdem nicht mehr gesehen. Graf von Isenau wird in der ganzen Stadt als Befreier des Prinzen gefeiert.

Wie ein Lauffeuer verbreitet sich in Aklon Stadt und dem ganzen Reich das Gerücht, dass ein weiterer Thronfolger aufgetaucht sein soll. Allerdings ist davon nicht viel zu halten, da die Gerüchte eher abenteuerlich sind. Einige behaupten, dieser Thronfolger soll von Wölfen im Wald großgezogen worden sein. Andere sagen, die Königin Gudrun habe diesen Jungen heimlich in Schareck bei einem befreundeten Fürstengeschlecht erziehen lassen, weil sie den blasphemischen Einfluss Aklon-Stadts auf den Jungen vermeiden wollte. Wieder andere sprechen davon, dass es sich bei dem Jungen um einen frühen Fehltritt Warnulfs mit der extravaganten verillionischen Comtessa de la Spumante handeln soll. Das absurdeste Gerücht spricht davon, dass eine schillernde Unterweltgröße sich Prinz Konrad geschnappt hatte, um mit dessen Hilfe und Cahir Sheveener Klontechnik einen neuen Thronerben zu schaffen. Und dies sind nur einige der Gerüchte.

Nach einigen Tagen verlasen die Herolde ein Edikt der Königin Elisabeth, das jedwede Spekulation über weitere Thronerben und Verbreitung solcher Gerüchte als Vergehen gegen das Andenken ihrer hochgeehrten Eltern Warnulf und Gudrun Torwendil angesehen und unter Strafe gestellt wird!

In den frühen Morgenstunden des ersten Tages des Dezembermondes stürmte die ultorianische Kirche die magische Cabal Carnosa in Aklon Stadt. Die viele hundert Jahre alte Cabal galt als eine der bedeutendsten weißmagischen Schulen Aklons. Alle Magier inklusive aller Adepten, selbst in frühen Stadien der Initiation, wurden der Ketzerei und Schwarzmagie angeklagt und in einem Massenprozess verurteilt und verbrannt. Das Gebäude der Cabal ging ebenfalls in Flammen auf.

Nachrichten sind immer nur so gut wie die Recherche ihrer Verfasser. Oder deren Intentionen. Hier zwei Sichtweisen des gleichen Ereignisses.

Veröffentlicht im Tulderoner Herold
Freiberg in Flammen

Das ehemals blühende Herzogtum Schareck steht in Flammen! Der neue Herzog von Schareck, Walther von Meeringen versucht erfolglos und mit zunehmend verzweifelter Härte, sein Herzogtum unter Kontrolle zu bekommen. Besonders die Städte, die nach wie vor Rufus von Schareck die Treue halten, sind ein schwerwiegendes Problem für Meerigen. Rufus ist der Sohn von Herzog Edo von Schareck, welcher durch Konrad Torwendil erschlagen wurde. Rufus wurde die traditionelle Nachfolge als Erbe des Herzogtums durch Königin Elisabeth Torwendil verweigert.

Das Heer von Meeringen, unterstützt von Truppen Crysofas‘, hat im Juli, nach siebenmonatiger Belagerung, die wichtige Stadt Freiberg im Süden Scharecks eingenommen, nachdem durch die lange Belagerung Seuchen in der Stadt ausbrachen und der Widerstand nicht aufrecht zu erhalten war. Das Umland von Freiberg ist durch die lange Belagerung verwüstet, die Ernten vernichtet und alle Vorräte konfisziert. Nach dem Sturm auf die Stadt kam es zu einem Massaker an der Bevölkerung und massiven Plünderungen der ebenfalls völlig ausgezehrten Belagerer. Der größte Teil der Stadt ging in Flammen auf. Ob dies auf Befehl Walther von Meeringens geschah, oder die Truppen gegen den Befehl die Stadt plünderten und anzündeten, ist unklar.

Die nahe Stadt Neumarkt öffnete daraufhin freiwillig den Truppen Meeringens ihre Tore. Dieser ließ den gesamten Stadtrat Neumarkts für seinen dauerhaften Widerstand hängen. Auch in Neumarkt soll es zu Plünderungen und Exzessen an der friedlichen Bevölkerung gekommen sein. Alle anderen Städte, die Meeringen die Gefolgschaft versagten, erneuerten daraufhin ihren Widerstand und verurteilten das Vorgehen auf Schärfste. Man wolle sich keinem Herzog beugen, der so mit seinem Land und Leuten umgeht. Durch viele kleine Aktionen der Rufus-treuen Truppen ist die Versorgungslage der Meeringer so schwierig geworden, dass die Truppen abgezogen und in ihre Heimatgrafschaften, abgesehen von einer Besatzungsmannschaft für Freiberg, zurückgesendet wurden.

Auch in anderen Landesteilen Scharecks befürchtet die Bevölkerung einen harten Winter mit Hungersnot, denn viele Ernten sind nicht eingebracht worden und es konnten kaum Vorräte angelegt werden.

Veröffentlicht im Akloner Anzeiger
Schareck bald wieder unter Kontrolle

Wie unsere königliche Hoheit, Königin Elisabeth Torwendil von Aklon verlautbaren ließ, hat der von ihr neu eingesetzte Herzog Walther von Meeringen zu Schareck sein Herzogtum gut im Griff. Der vereinzelte Widerstand, der durch ausländische Agitatoren stellenweise angefacht wurde, ist mit dem Fall der Stadt Freiberg nahezu zusammengebrochen. Der neue Herzog ging mit aller Härte gegen Abtrünnige vor, ließ aber Milde gegen diejenigen walten, die freiwillig auf den rechten und königstreuen Weg zurückkehrten. Der Herzog von Meeringen zu Schareck geht mit offenen Armen auf seien Bevölkerung zu und versucht, die Unsicherheit zu beenden und seinen Getreuen eine Zukunft unter seiner gerechten Herrschaft zu weisen. Doch ist dies eine schwere Aufgabe, das durch jahrelange Misswirtschaft des alten Herzogs schwer angeschlagene Herzogtum wieder zu voller Blüte zu führen. Schareck und Aklon werden alles Notwendige tun, um die notleidende Bevölkerung Scharecks gut über den nächsten Winter zu bekommen.

Träge trieben die Schwaden des Tabakrauchs durch den niedrigen Schankraum während das Licht des schwindenden Tages gerade noch durch die Hornscheiben des Gasthofs schien. Das Scharren der Humpen auf den Tischen bildete einen ungleichmäßigen Geräuschteppich unter dem Gemurmel der Gespräche von Fuhrknechten, Bauern, Reisenden und Händlern.

Die dralle Schankmaid begann unter anzüglichen Bemerkungen der jungen Männer Kerzen in die Talgberge auf den Tischplatten zu drücken und der Wirt polierte eine ganze Batterie Maßkrüge für das bald beginnende Abendgeschäft.

Mit einem donnernden Krachen knallte die schwere Holztür an die Wand und eine Gestalt taumelte aus der Nachmittagssonne in den Raum. Köpfe fuhren herum und einige Hände griffen bereits unter den Tischen nach Knüppeln. Erst als unter dem Schmutz und Dreck der Straße das Weiß einer ultorianischen Priesterkutte sichtbar wurde, entspannte sich die Atmosphäre im Raum. Der junge, vor Dreck starrende Priester taumelte zum Tresen und orderte mit krächzender Stimme Wasser.

„Hier, Vater“ meinte der Schankwirt und schenkte aus einem gekühlten Krug einen großzügigen Becher voll. „Was ist geschehen, dass Ihr so in Eile seid?“

Der junge Priester stützte den Wasserbecher hinunter und bedeutete dem Wirt nachzuschenken. Erst nachdem er den Becher – diesmal langsamer – ausgetrunken hatte, wandte er sich an den Mann.

„Direkt aus Aklon-Stadt komme ich, guter Mann.“ sprach er und ein beunruhigtes Gemurmel erhob sich im Raum.

„Ihr seid die fast 30 Meilen von der Stadt hierher gelaufen? Ist etwas geschehen, wird es nun doch zum Krieg kommen wie es heißt? Hat der Kriegsrat etwas proklamiert?“

Das Gemurmel wurde lauter und klang nun deutlich beunruhigter. Hier und da zeigten sich nun erste ängstliche Gesichter. Doch das Gesicht des jungen Klerikers hellte sich nun auf und er begann zu lächeln.

„Nichts dergleichen, guter Mann. Sei froher Hoffnung, denn es ist ein Wunder geschehen. Ich bin auf dem Weg zum Kloster Wasweiler um meinem Abt noch heute zu berichten.“

„Dann berichtete auch uns, Vater“ grölte ein offensichtlich schon angetrunkener Fuhrknecht von einem der hinteren Tische – nur um postwendend eine respektable Maulschelle von der Schankmaid zu erhalten, der seine grobe Hand auf ihrem Hinterteil wohl arg missfiel.

„Hab etwas Respekt vor dem Vater, Eugen.“ Zischte sie ihn an und entleerte die Reste seines Humpens in seinen Schritt. Fluchend sprang der Fuhrknecht auf und wischte sich das Bier von seiner eh schon fleckigen Lederhose.

„Ich muss zu meinem Abt, aber ich will Euch berichten während ich etwas zu Atem komme:

Ich weilte heute mit einem Auftrag in der Synode und verrichtete mein Morgengebet in der Kapelle des seeligen Eusebius in der großen Kathedrale. Es lag schon eine deutlich spürbare Unruhe in der Luft als ich ankam und während meines Gebetes betrat der Thronfolger, Prinz Ubald, mit einigen Gefolgsleuten das Kirchenschiff und verwickelte gezielt eine größere Gruppe von Priestern vor dem Hochaltar in ein offensichtlich gefühlsgeladenes, wenn auch leises Gespräch. Die Brüder wirkten dabei irgendwie gehetzt, unsicher und auch ein bisschen verwirrt.“

Während er einen weiteren Becher Wasser austrank, blickte er in die gespannten Gesichter der Anwesenden, die offensichtlich begierig waren Nachrichten aus der Hauptstadt aus erster Hand und nicht erst nach Tagen zu erhalten.

„Und ich sage Euch, während ich gerade mein Gebet beendete, flog die große Tür des Kirchenschiffs auf und eine große Schar Bewaffneter drang in die Kathedrale ein. Die Wache stehenden Schwertbrüder hatten bereits ihre Schwerter gezogen, als die rote und goldene Livree des königlichen Haushaltes zu erkennen war. Und hinter mehrerer Reihen von Pikenieren und Schildträgern stürmte niemand anderes als der König höchstselbst in die Kirche. Obwohl er sein Gesicht durch eine Stoffmaske verhüllt hatte, war deutlich zu erkennen, dass unbändiger Zorn in seiner Seele kochte.

Die Soldaten beiseite stoßend kam er wie eine Naturgewalt auf den Kronprinzen zu, die Fingerknöchel weiß hervortretend um den Griff seines Zeremonienschwertes geklammert. Geifer spuckend brüllte er erst unverständlich auf seinen Sohn ein. Ich lief näher heran und konnte nun hören, wie er seinen Sohn anklagte ihn hintergangen zu haben und wie er es wagen könne eigenmächtig gegen den Willen seines Königs zu handeln. Ob der Wut des König stahlen sich einige der Brüder mit denen der Prinz gesprochen hatte schnell von dannen.

Während sein Vater ihm noch vorwarf eine Enttäuschung zu sein und weder seines Namens noch des Thrones würdig zu sein, stand dem Prinzen das völlige Unverständnis in das Gesicht geschrieben. Der König tobte gut an die 10 Minuten wie ein Wahnsinniger, schrie und wie es für mich aussah war er kurz davor seinen Sohn nieder zu schlagen. Die umstehenden Kleriker waren drauf und dran den König von dem Prinzen wegzudrängen und wurden von mehreren Schildträgern zurückgestoßen.

Gerade als sich der König auf seinen Sohn stürzen wollte, spürte ich ein seltsames Gefühl und eine seltsame Stille legte sich über die erregte Menge. Und mir war es als hörte ich ferne Choräle.“

Das vor wahrem Glauben leuchtende Gesicht des jungen Priesters war nun gerötet und eine Inbrunst lag in seiner Stimme. Die anwesenden Menschen hingen gebannt an seinen Lippen und eine andächtige Stille lag über dem Schankraum, nur unterbrochen von dem unregelmäßigen Tropfen eines Zapfhahns.

„Und als ich mich noch umsah, streckte sich wie eine Meereswelle ein gleißender Lichtstrahl von der hohen Kuppel des Kirchenschiffs und traf den sich vor dem Schlag seines Vater duckenden Prinzen. Stille senkte sich über den riesigen Raum und wurde sofort darauf von einem erstaunten Raunen abgelöst. Und ich sage Euch, ich fühlte in meinem tiefsten Innerinnen die Erhabenheit dieses einzigartigen Moments als ich Zeuge werden durfte vom Wirken unseres Herrn Ultor! In diesem Moment wusste ich, dass hier sich der Wille unseres aller Herrn zeigte und dass wir alle auserwählt waren!

Die Hand des Königs verharrte in der Luft und die Schwerter der Bewaffneten sanken gen Boden. Die zurückgedrängten Priester schoben sich durch die Reihen der Waffenknechte und fielen vor dem Prinzen auf die Knie. Und nach ihnen sank der ganze Raum zu Boden, der König wie eine rot-goldene Säule aus der Masse ragend. Und während seine Majestät noch mit sich rang, erhoben sich die niedergeknieten Priester und traten wie eine Mauer zwischen die Bewaffneten und Prinz Ubald.

Ob dieses Affronts befahl seine Majestät seinen Soldaten zornentbrannt die Priester und seinen Sohn festzusetzen, worauf die ganze Kirche sich erhob und sich an die Seite der Kleriker und des Prinzen stellte. Für einen Moment sah es so aus, als würde der König seinen Männern befehlen das zahlenmäßig weit überlegene Volk und die Priester anzugreifen. Doch dann besann er sich wohl eines Besseren und stürmte fluchend aus der Kirche.

So vernehmet, unser Herr Ultor hat ein Wunder getan. Gehet hin und verbreitet die Kunde hiervon. Es hat unserem Herrn Ultor gefallen nach so vielen Jahren einen neuen Nuntius für seine Kirche zu erwählen!“

Religiöses Feuer brannte nun in den Augen des Priesters und das anwesende Volk murmelte Lobpreisungen.

„Doch nun muss ich weiter, die Kunde von diesem Wunder zu meinem Abt und meinen Brüdern bringen. Lobet Ultor!“

Artikel im Tulderoner Herold
Verfasser ist der aklonische Korrespondent des Herold Georg Fertich.

Geehrte Mitbürger, liebe Freunde daheim,

als ich nach Aklonstadt aufbrach um hier für den Herold ein wenig der Stimmung des Königshofes einzufangen, hatte ich nicht im Entferntesten erwartet, was mir in den ersten Tagen meines Aufenthaltes widerfahren würde. Ich hatte gehofft die eine oder andere Liebelei oder gar Intrige aufdecken und vor das Augenlicht des einfachen Volkes zerren zu können. Vielleicht ja sogar ein persönliches Gespräch mit dem König oder einem seiner Kinder führen zu dürfen, welches dann im heimischen Tulderon viele der Fragen klären würde, die uns, zwischen Gilde und Zunft hin und her pendelnde Bürger Aklons, täglich quälen. Ein wirklicher Volltreffer wäre es gewesen, mehr über den Kriegsrat zu erfahren, welcher in den nächsten Monaten stattfinden soll. Nach meiner Ankunft wurde mir leider sehr schnell klar, dass ich nichts davon bekommen würde. Der König selbst schien sich seit dem Tode seiner Frau zurückgezogen zu haben und erschien bei kaum einer Audienz persönlich. Einmal erspähte ich ihn von einer Balustrade im Haupttempel Ultors aus, als er an einer Messe teilnahm. An ihn irgendwie heranzukommen war mir aber vollkommen unmöglich. Bei seinen Söhnen verlief es nicht viel anders. Der Thronfolger Prinz Ubald zeigte sich ebenfalls so gut wie nie in der Öffentlichkeit. Ein Page des Palastes witzelte er würde wohl zwischen Tanzstunden und künstlerischen Austausch mit irgendwelchen Poeten und Schöngeistern Aklons hin und her gleiten und hätte somit keine Zeit sich um sein Volk zu kümmern. Ich kann nur vermuten, was dieser Mann mir damit zu sagen versuchte. Leider konnte ich das Gespräch nicht vertiefen. Bei Prinz Konrad war es ein wenig anders. Vielleicht hätte ich ihn treffen können, aber man riet mir dringend davon ab, da er oftmals ein wenig roh und wie einige behaupten, sogar handgreiflich gegen Männer und Frauen meiner Zunft sein soll. Ich unterließ es also die Kasernen oder einschlägige Soldatenkneipen zu besuchen, in denen er sich zumeist aufhielt und nahm die einzige Chance wahr die sich mir bot. Prinzessin Elisabeth. Ich durfte mich ihr im Rahmen einer öffentlichen Audienz nähern und ihr einige Fragen stellen. Flankiert wurden wir dabei von mehreren hochrangigen Ultorianern und ich kann mich nicht erwehren, in ihr eine junge Königin Gudrun zu sehen. Die Ähnlichkeit ist wirklich verblüffend. Auch ihre Wortgewandtheit kann ich ihr leider nicht absprechen. Denn, wie es bei denen die das Licht der Öffentlichkeit gewohnt sind, nun einmal so ist, antwortete sie mir auf alle meine Fragen, ohne auch nur eine Einzige zu beantworten. Tja da stand ich nun. Von anmarschierenden stolzen Akloner Truppen, die sich sammeln um als Heer gegen einen Feind zu marschieren, von dem nur unser König weiß, gab es leider auch keine Spur. Einzig einige zerlumpte Gestalten, die ich eher auf einem ärmlichen Hof, als in einem Heer vermutet hätte, traf ich kurz vor Aklonstadt. Sie trugen Binden in Akloner Farben und waren angeblich das Lehensaufgebot eines nahe der Hauptstadt ansässigen Barons. Kurz bevor ich mich selbst, durch Frustration getrieben, in den Freitod durch übermäßigen Genuss von Wein und Schnaps saufen konnte, geschah es. Eine mir, durch einige Gefälligkeiten meinerseits, gewogene Zofe, einer eher zweitklassigen Adligen, die aber zumindest eine Unterkunft im Palast ihr Eigen nannte, stürmte in den Schanksaal der Gaststätte, in welcher ich untergekommen war. Zum Glück war ich noch nüchtern genug um ihre Aufregung und Unbedachtheit zu erkennen und zog sie sofort in eine etwas dunklere Ecke, um mir anzuhören was um alles in der Tull sie zu mir getrieben hatte. Denn genau so sah sie aus. Getrieben, gehetzt. Als wäre sie nicht mehr ganz bei Sinnen. Nun als Schreiber des führenden Blattes einer Großstadt wie Tulderon, habe ich gewisse Erfahrungswerte in Bezug auf die Verhaltensweisen von Menschen erlangen können, die mit Gewalttaten konfrontiert worden sind. Diese mehr oder weniger brave Frau, gehörte mit Sicherheit zu dieser Gruppe von Menschen. Meine Neugier war mehr als geweckt. Die Zofe berichtete mir, unter stammeln und aufgeregtem nach Luft schnappen, von einem Vorfall im Palast. Der König habe Besuch bekommen von drei Ultorianern. Sie hatte sich bereits gewundert, dass diese Männer von mehreren Wachen der königlichen Garde eskortiert worden waren, sich aber nicht wirklich etwas dabei gedacht. Dann hörte sie den König aufgeregt schreien. Zuerst dachte sie er würde jemanden beschimpfen, aber dann war es nur noch ein unartikuliertes, wildes, wie sie sagte, fast schon tierisches Brüllen. Schnell vermischte es sich mit dem Schreien anderer und Geräuschen, die ihr wie Kampflärm erschienen. Dann wurde es still. Sie stand ganz alleine auf dem Flur vor dem Arbeitszimmer des Königs und traute sich weder zu gehen, noch nachzusehen was geschehen war. Schließlich öffnete sich die Tür und man trug die drei Ultorianer, in ihre blutbeschmierten weißen Roben gehüllt, heraus. Des Weiteren wurde aufgeregt nach dem Leibmedicus des Königs gerufen, welcher sich umgehend einfand. In der Aufregung schien die Zofe von niemandem bemerkt worden zu sein und wem auch immer gedankt sei es, dass Sie sich entschloss direkt hier zu mir zu laufen. Sie hatte aber noch Weiteres zu berichten und ich kann dem geneigten Leser versprechen, es kommt noch doller. Noch während sie den Palast des Königs verließ, wurde eine größere Einheit der königlichen Garde zusammengestellt. Der König selbst kam mit einem Verband am Kopf, der einen Großteil seines Gesichtes verdeckte, auf den Burghof gestürmt und führte die Gruppe aus dem Palast in Richtung Speicherviertel. Nun hielt mich nichts mehr. Ich ließ die von meinem Verhalten vermutlich überrumpelte Zofe zurück und rannte so schnell ich konnte aus dem Gasthaus auf die Straße und in Richtung Speicherviertel. Ihr Schrecken in aller Ehren, aber nun hatte ich meiner Verpflichtung zur Informationsgewinnung allen Bürgern Tulderons gegenüber den Vorrang zu geben. Es war zum Glück nicht weit vom meiner Unterkunft, bis ich die ersten Lagerhallen ausmachen konnte. Der Lärm und die Schaulustigen, sowie Männer und Frauen der königlichen Garde, die mit gezogenen Schwertern Bürger davon abhielten sich einem der kleineren Speicher zu nähern, führten mich schnell zu meinem Ziel. Bedauerlicherweise ließen die Gardisten niemanden an den Eingang des Lagers heran und die Entschlossenheit in ihren Blicken ließ mich keinen Moment daran zweifeln, dass sie mich ohne zu zögern niederschlagen würden, sollte ich es doch versuchen. Doch diese Männer waren nur ein unzureichender Damm, für die Welle der Pressefreiheit auf der ich dort hineinreiten wollte. So umrundete ich das Nachbargebäude und erklomm an dessen Rückseite das Dach desselben. Lief geschwind darüber hinweg und sprang auf das Dach des Gebäudes in welchem ich den König und was auch immer vermutete. Nichts sollte mich aufhalten können. Doch leider war das Schicksal mehr als ungerecht zu mir. Ich rutschte bei der Landung auf dem Dach aus und stürzte die 3 Meter in die Tiefe. Ich weiß nicht, liebe Leser, wer von Ihnen bereits einmal drei Meter in die Tiefe gestürzt ist, aber ich kann Ihnen versichern, dass es keinen Spaß macht. Wie ich jetzt weiß, brach ich mir beide Beine, einen Arm und 8 Rippen. Der Rest meines Körpers hielt dem Aufprall aber zum Glück stand, ansonsten hätte mein Bericht hier geendet. Nur Kraft meines Willens und beseelt von dem Wunsch zu erfahren was sich dort drinnen abspielte blieb ich bei Bewusstsein. Gut war, dass ich direkt vor dem Eingang, im Rücken der königlichen Gardisten gelandet war. Schlecht war, dass diesen mein etwas unglücklicher Auftritt nicht entging. Einer von Ihnen drehte sich um, eilte auf mich zu und anstatt mir auf die Beine zu helfen oder sich um meine Verletzungen zu kümmern, trat er mir, mit seinen vorbildlich gepflegten Stiefeln, aus vollem Lauf an den Kopf. Nun half mir auch alle Willenskraft nicht weiter und mir schwanden die Sinne. Doch konnte ich einen Blick in den Speicher erhaschen, bevor mich die Schwärze vollkommen umschließen konnte. Ich sah viele Menschen am Boden liegen. Lagerarbeiter und Frauen die dort drinnen wohl Sortierarbeiten vorgenommen hatten. Königliche Gardisten, unverkennbar an ihren Wappenröcken. Andere Bewaffnete, die gekleidet waren wie Söldner. Ultorianer, deren strahlende Roben sich in dunkelrot gefärbt hatten. Der Boden des Speichers, mit dem ich mich ja nun auf Sichthöhe befand, sah aus wie ein schimmernder Teppich aus rotem Blut. Hier hatte ein Massaker stattgefunden. Mittendrin stand der König, umgeben von mehreren Gardisten. Prinz Konrad kniete auf dem Rücken eines Mannes und hatte etwas von hinten um den Hals des leblosen Körpers geschlungen, das für mich aussah wie eine Handfessel. Der Prinz sah furchtbar aus. Seine Kleidung hing in Fetzen und in seinen Augen sah ich pure Mordlust. Der Mann auf dem er kniete ließ durch seine ungesunde Gesichtsfarbe und die unnatürlich lang wirkende Zunge, die ihm aus dem Mund gequollen war, keinen Zweifel daran, diese Welt bereits verlassen zu haben. Neben diesen Eindrücken traf mich leider ein weiterer Tritt an den Kopf und ich erwachte in einer Zelle der Stadtwache.

Man hielt mich dort mehrere Tage fest, schiente aber wenigstens meine gebrochenen Gliedmaßen und versorgte meine Wunden. Dank an dieser Stelle an die braven Suavitischen Schwestern, die sich gegen die offensichtliche Unfreundlichkeit meiner Kerkerwachen durchsetzten und mir die Hilfe ihrer mitfühlenden Hände zukommen ließen. Mehrere Beamte des Königs verhörten mich über eine Woche lang immer wieder. Was ich dort getan hätte, wieso ich dort gelegen hätte, was ich gesehen habe und ob ich wüsste was dort geschehen sei. Nun was soll ich sagen. Ich glaube an die unbedingte Gerechtigkeit, die denen widerfährt, die immer bei der Wahrheit bleiben. Deshalb habe ich gelogen, dass sich die Balken biegen. Hatte ich erwähnt, dass ich ein ausgesprochen guter Lügner bin? Nein? Nun, das bin ich aber zum Glück. Denn ich bin mir sicher, ich hätte diesen Kerker nie wieder verlassen, wenn man erfahren hätte, was ich wirklich gesehen habe. Absolut erstaunlich für mich war, dass ich selbst nach erzwungener Einnahme einer mir nicht bekannten Flüssigkeit, die angeblich dafür sorgen sollte, dass ich nicht umhin käme die Wahrheit zu sprechen, ohne die geringsten Probleme bei meiner etwas abgewandelten Geschichte bleiben konnte. Fragen Sie nicht warum. Ich habe mir selbst bereits tagelang den Kopf darüber zerbrochen. Nun bin ich wieder frei und auf den Straßen Aklonstadts unterwegs, um weiter auf die Dinge zu stoßen, die Sie, geneigte Leser, nicht erfahren sollten.

Ich schreibe, Sie lesen.

Ihr Georg Fertich

Ritter Hartmut von Schwalbingen stand mit größtmöglichem Abstand zu seinem Dienstherren und blickte den abziehenden Tornumer Truppen missmutig hinterher. Er starrte auf die breite Schneise aufgewühlten Matsches, die Pferde, Füße und Trosswagen hinterlassen hatten.

Ritter Schwalbingen unterstand Graf Siegmar von Remmer, der im Auftrag des Königs das Feldlager für die eintreffenden Lehensaufgebote der Herzöge zu organisieren hatte. Schon damals wußte keiner, gegen welchen Gegner der König eigentlich in den Krieg ziehen wollte. Es gab eine Vielzahl von Gerüchten und Möglichkeiten, aber keine klaren Informationen. Die Heerschau war ein Desaster. Der König hatte getobt, geweint und das Problem in den letzten Monaten einfach ignoriert, ohne den Sammelbefehl aufzuheben. Zwar konnte Graf Siegmar nichts dafür, daß die Hälfte der Herzöge zu wenige Truppen sandte und andere gar nicht erschienen waren. Doch sein Stern sank trotzdem. Es ist nie gut, wenn der eigene Name mit einem Misserfolg in Verbindung gebracht wird. Deshalb hielt Ritter Hartmut Abstand zum Grafen und hoffte, daß der Misserfolg nicht auch an seinem Namen hängen bleiben würde.

Als der Herzog von Tornum im vergangenen Jahr Ende des Sommers als erster mit seinen Truppen, flatternden Bannern und Wimpeln dem Aufruf des Königs gefolgt und mit einer stattlichen Truppe zum Kriegsrat erschienen war, sah das noch anders aus. Fast 6000 Männer und Frauen hatte Tornum geschickt, davon über 400 Ritter und viele erfahrene Fußknechte. Alle staunten damals. Tornum musste so ziemlich jeden Ritter seines Herzogtums und den größten Teil der wehrfähigen Männer und Frauen, die nach der Dunklen Bedrohung noch übrig geblieben waren, zusammengekratzt haben. Man fragte sich, ob wohl goldene Zeiten für die Tornumer Straßenräuber anbrachen, denn wer sollte sie im tiefen Süden noch in ihre Schranken verweisen?

Nach Tornums Truppen kam Crysofas mit einem kleineren Aufgebot, und versicherte dem König, daß es wenig ratsam sei, das Hinterland völlig zu entblößen. Klant erschien mit einiger Verspätung und mit nur ein paar Dutzend Rittern und einigen Hundert Rekruten. Die Herzogin von Raenna entsandte einen ihrer Söhne mit einer Vorhut und der Nachricht, daß sie selbst später mit den restlichen Truppen nachkommen werde, woraus aber bis heute nichts wurde.

Schareck schickte zwei Kompanien verilionischer Söldner anstelle seines Lehensaufgebotes. Er ließ ausrichten, daß er nach den schweren Verlusten während des Krieges gegen Kolte keine jungen Männer Scharecks mehr entbehren könne.

Camberion kam nur mit einem Haufen halbverhungerter Taugenichtse und so schlecht ausgerüsteter Bauern, daß man sich fragte, ob diese von irgendeinem Nutzen oder nur eine Belastung für das Heerlager sein würden. Er erklärte dem Reichsritter, der im Namen des Königs die Heerschau durchführen sollte, wortreich, daß nach den langen und entbehrungsreichen Kriegsjahren Camberion finanziell ausgeblutet sei und alle anderen Truppen an den Grenzen unabkömmlich seien, wenn man nicht eine Invasion aus den Orklanden provozieren wolle.

Aus Warall kam gar niemand. Die Herzogin Hiltrud entschuldigte sich mit Hinweis darauf, daß sie vom König persönlich mit der Belagerung Tulderons beauftragt sei und dieses Unterfangen alle verfügbaren Kräfte binde.

Der König sandte seine Reichsritter in alle Herzogtümer, um zu intervenieren und die vollständige Mobilmachung zu fordern. Es kamen Versicherungen, Ausreden und Bitten um Aufschub, aber keine Truppen.

Die Herzöge von Klant und Camberion ließen ihre Truppen zurück und reisten zurück in ihre Herzogtümer, die sie nicht so lange verlassen könnten und versprachen, zurückzukommen, wenn denn der Kriegsrat endlich stattfinden würde.

Die Tornumer und Crysofaser Ritter vertrieben sich den Herbst mit Turnieren, zu denen auch Prinz Konrad und die Ritter seines Reichsgarde-Regimentes häufig anwesend waren. Die Fußtruppen hingegen vertrieben sich die Zeit mit Beutezügen in der näheren Umgebung, denn die mitgebrachten Vorräte waren schnell aufgebraucht. Dörfer gingen in Flammen auf, Vieh wurde gestohlen und die ohnehin spärliche Ernte des Herbstes landete im Feldlager. Herzogin Genewin von Raenna, in deren Herzogtum die Heerschau stattfindet, beschwerte sich bei den Reichsrittern und beim König persönlich – ohne Erfolg. Die Soldaten des Heerlagers unternahmen immer weitere Fouragezüge. Am Ende kam es so weit, daß Herzogin Genewin ihre Soldaten aus dem Feldlager abzog und zum Schutz ihrer Dörfer abstellte. Es kam zu unschönen Scharmützeln zwischen den Raennischen Truppen und den plündernden Tornumern und Crysofasern bis die Herzöge schließlich einschritten und diverse Soldaten aufknüpfen ließen, die beim Plündern erwischt wurden. Das dämmte die Beutezüge ein, verschlimmerte aber den Hunger im Lager.

Als der Winter kam, verschwanden die Camberionischen Bauern vollständig und auch viele andere desertierten. Die verilionischen Söldner gingen, da der Sold 2 Monate ausgeblieben war.

Nun war es Frühling geworden und die Probleme, vor denen Ritter Hartmut von Schwalbingen stand, waren nicht kleiner geworden. Seit über einem Monat grassierte die Seuche im Lager. Sein Dienstherr, Graf Siegmar, hatte als Maßnahme gegen die Ruhr vor zwei Wochen die Latrinen zum Fluß verlegen lassen. Die ultorianischen Feldkaplane zogen morgens und abends mit Weihrauchschwenkern um den Latrinenbereich, um die schädlichen Ausdünstungen zu bekämpfen, wie sie sagten. Ritter von Schwalbingen hielt beide Maßnahmen für nutzlos. Er beobachtete einige Küchenjungen, wie sie neben den neu angelegten Latrinen am Fluß Wasser für die Suppe schöpften und freute sich schon auf die Suppe, auch wenn die immer dünner wurde.

Er selbst hatte Maßnahmen gegen die Seuche eingeleitet, die ihm viel sinnvoller erschienen. Er war wie viele andere auch der Ansicht, daß die Seche durch den bösen Blick ausgelöst wurde. Sicher hatte der Feind Spione eingeschleust, die mit schwarzmagischen Machenschaften die Seuche heraufbeschworen hatten. Jeden Tag wurden nun potenzielle Schwarzmagier und Hexen aufgehängt. Nun, viele waren wahrscheinlich unschuldig und wurden nur denunziert, aber wo gehobelt wird, da fallen Späne. Er hatte eine Seuche zu bekämpfen, da konnte er sich nicht lange mit Befragungen zur Wahrheitsfindung abgeben. Mit den Falschen wurden sicherlich auch die Richtigen aufgeknüpft.

Bisher wurde es allerdings immer noch schlimmer. Inzwischen starben jeden Tag Dutzende und mindestens ebenso viele verschwanden aus Angst vor der Ansteckung. Die Feiglinge. Dabei brauchte man doch nur sicherzustellen, daß man keinem mehr in die Augen sah –schon war man vor dem bösen Blick geschützt!

Selbst für Herzog Burchard von Tornum war der Ausbruch der Seuche der Tropfen, der das Faß zum überlaufen brachte. Die vielen Monate untätigen Wartens hatten ihn zermürbt. Als er nun selbst krank wurde, beschloss er, mit seinen Truppen abzuziehen. Aber nicht zurück nach Tornum, sondern nach Tulderon, um wenigstens dieses kleine Problem für seinen König zu lösen. Herzogin Hiltrud von Warall schien damit ja augenscheinlich überfordert.

Nachdem ihm Reichsritter Karl von Solling im Namen des Königs die Erlaubnis dazu gegeben hatte, war er nun heute Morgen mit den Resten seiner stolzen Truppe aufgebrochen. Weniger als 4000 waren noch übrig und irgendwie wehten selbst die Banner und Wimpel nicht mehr so zuversichtlich im Winde, wie sie es bei ihrer Ankunft taten.

Gernot und seine Waffenbrüder stürmen um die Felsnase, die ihnen bisher den Blick auf die schmale Schlucht verwehrte. Ihnen allen ist klar, dass es nur einen Ausweg aus dem Hinterhalt geben würde, in den die Hadraner sie gelockt hatten. Den Weg durch diese Schlucht. Leider ist er nicht so frei, wie sie alle gehofft hatten. Der Knall, mit dem sich der Schildwall der Hadraner Legionäre schließt, welche vor dem Eingang zur Schlucht Aufstellung genommen haben, schlägt Ihnen entgegen, noch bevor sie die Schwarzblauen sehen können. Ihr Sturmlauf kommt ungefähr zwanzig Meter vor der gegnerischen Einheit zum stehen und nicht nur Gernot versucht vor dem unvermeidlichen Kampf kurz zu Atem zu kommen. Links neben ihm stehen die Anguir Brüder, Kenneth und Finnigan. Auf seiner anderen Seite steht Anshelm. Gute Leute, mit denen er schon so oft Seite an Seite gekämpft hat, dass er es nicht mehr zählen kann. Anshelm ist genau wie er bereits seit zwanzig Jahren in Diensten Waralls und die Anguir Brüder sind inzwischen auch schon seit über fünf Jahren mit in der Truppe. Der Krieg hatte sie damals aus ihrer Heimat vertrieben und sie schlossen sich denen an, die ihrem ärgsten Feind, den verfluchten Hadranern, am meisten Probleme bereiteten, den Truppen Aklons. Außer ihnen sind noch vier andere dabei, die er nicht näher kennt und natürlich der Hauptmann. Alle anderen sind auf dem Feld welches hinter Ihnen liegt krepiert. Wer hätte damit rechnen können, dass die Hadraner die achte Legion schicken würden um ihre kleine Mission zu stoppen. Offenbar niemand, denn sonst wären sie wohl daheim geblieben. Nun steht ein volles Aliquot der gefürchteten achten Legion zwischen Ihnen und dem einzigen Ausweg aus dieser Todesfalle. Der Hauptmann spuckt aus. „Na denn Männer. Die oder wir. So ist es ja immer.“ Dann zieht er sein Langschwert und brüllt den Hadranern entgegen. „Für den König, für Warall“. Gernot packt seinen Streitkolben und sieht wie alle um ihn herum sich anspannen. Dann rennen sie los, direkt auf die Hadraner zu. Der Schildwall scheint unüberwindlich und dieser Eindruck verstärkt sich je näher sie dem Feind kommen. Dann treffen sie aufeinander. Gernot schlägt seinen Streitkolben auf den Schild eines Gerganes, immer wieder, neben ihm grätscht Kenneth in die Beine zweier Gegner und bringt zumindest einen von diesen zum Straucheln. Gernot sieht die Lücke und schlägt hinein. Sein Streitkolben trifft den Mann direkt in sein Visier und er wird förmlich aus der Schildreihe geschleudert, Anshelm wehrt einen Schwertstreich ab, der Gernot in die Seite getroffen hätte. Zwei Kurzschwerter graben sich ihren Weg in die Eingeweide von Kenneth. Der Preis für die Bresche wird mit Blut bezahlt. Finnigan dreht durch. Mit seiner Axt schlägt er abwechselnd auf zwei Schilde ein, während die beiden Gegner sich dahinter zu verstecken scheinen. Gernot springt einem Hadraner in die Seite und schlägt dabei nach den Knien seines Feindes. Der Streitkolben gewinnt diese Begegnung und der Mann bricht schreiend zusammen. Blut und etwas schleimiges spritzen Gernot ins Gesicht. Anshelm hat einem Mann den Kopf zertrümmert. Er lacht wie irre und wird von vier Gegnern umkreist. Gernot hechtet nach vorne und schlägt um sich sobald er auf die Beine kommt. Der Kopf des Hauptmanns rollt über den Boden. Auf den Beinen sind noch Finnigan und Anshelm. Alle anderen sind tot. Gernot könnte laufen und entkommen. Er tut es aber nicht. Mit einem Schrei stürzt er sich auf die Hadraner Rücken, die ihn scheinbar ignorieren, bis er ihnen seine Gegenwart mit Schlägen verdeutlicht. Schlag und tot, schlag und tot. Eine Ewigkeit später oder auch nur nach wenigen Augenblicken sind alle tot. Nur Gernot lebt. Gernot lebt und läuft in die Schlucht. Ruht in Frieden Kameraden.

Gernot erwachte in seinem Zelt. Der Regen prasselte auf das Zeltdach. Seine Kameraden schliefen noch. Etwas musste ihn geweckt haben. Er klärte seine Sinne und verdrängte die schlechten Erinnerungen an den Krieg gegen Hadran. Da draußen waren Soldaten in Bewegung. Eigentlich nichts Ungewöhnliches in einem Feldlager, aber hier vor den Toren Tulderons, mitten in der Nacht, eine eher seltene Geräuschkulisse. Er schwang sich auf und trat aus dem Zelt heraus. Seine Augen weiteten sich. Ein ganzer Heerzug schien sich den Weg durch ihr Lager gebahnt zu haben. Sein Blick fiel auf die zahlreichen Banner und Standarten. Der Bär von Tornum war offenbar gekommen. Bei einem zweiten Blick auf die vorderste Phalanx von Soldaten sah es ganz danach aus, als wäre es tatsächlich Herzog Burchhardt, der sich an der Spitze dieses Lindwurms aus Stahl und Leder, in das Hauptlager der Waraller Belagerungstruppen begeben hatte. Das konnte interessant werden. Das waren einige hundert Mann, die dort mit Lanzen Pferden und Schwertern hinter ihrem Lehnsherrn einmarschierten. Der Zug kam vor dem Zelt des Obristen zum stehen und ein schneidiger Offizier stieg von seinem Pferd ab und hatte kaum begonnen, mit den Wachen vor dem Zelt zu sprechen, da trat der Obrist auch schon aus diesem hervor. Er sah fürchterlich aus. Der Kürass saß schief, er hatte keinen Helm und sein Wappenrock mit dem Bullen von Warall, hatte sich unter Rüstung verklemmt. Vermutlich hatte er sich in aller Eile angezogen, als die Wachen die Ankunft des Herzogs von Tornum gemeldet hatten. Es war ein Bild aus zwei Welten. Gegen den Obristen sah der junge Offizier, wie aus einem Heldenbild entstiegen aus. Glänzende Rüstung, klarer Blick, groß gewachsen. Das Abbild eines Ritters. Der Obrist rieb sich mit der Hand über die geröteten Augen und Bartstoppeln. Dann schien ihm etwas einzufallen und er ließ sich vor dem alten Herzog, welcher immer noch auf seinem Pferd saß auf die Knie fallen. Dieser schien ihn kaum zur Kenntnis zu nehmen und mit viel Wohlwollen konnte Gernot ein leichtes Nicken erkennen. Er hatte den Herzog von Tornum noch nie vorher gesehen und er war erschüttert wie alt dieser Mann zu sein schien und hielt es nicht für unwahrscheinlich, dass seine Durchlaucht kaum mehr in der Lage war ein Pferd zu reiten. Wie auch immer. Er saß hier vor ihrem Obristen und wirkte nicht begeistert. „Euer Durchlaucht, ich verstehe nicht. Ich meine, wieso seid ihr..?“ Der Obrist stammelte und starrte unverwandt zwischen dem Herzog und dem Ritter hin und her. Der junge Offizier beendete seine verzweifelten Versuche die richtigen Worte zu finden. „Warum wir hier sind ist wohl offensichtlich. Um den Willen unseres Königs zu erfüllen. Warum ihr allerdings hier seid, dass ist mir ehrlich gesagt nicht ganz klar.“ Der Obrist fixierte nun den Ritter. „Und wer seid ihr?“ Der junge Mann lächelte spöttisch als er antwortete. „Ich bin Bernhardt von Erkenklamm, ein Enkel seiner Durchlaucht Herzog Burchhardts von Tornum und bevor ihr denkt es interessiere mich, wer ihr seid, seid versichert, es ist nicht von Bedeutung. Wir werden die Tulderoner Laus nun aus dem Fell Aklons entfernen. Eure Soldaten scheinen dazu ja nicht in der Lage zu sein.“ Man sah dem Obristen an, wie die Wut in ihm hochstieg. Er mochte in seinem momentanen Aufzug einen etwas lächerlichen Eindruck abgeben, aber Gernot kannte ihn als einen entschlossenen und kompetenten Mann, der es ganz sicher nicht gewohnt war, derart herablassend behandelt zu werden. Der Obrist räusperte sich. „Hat der edle Herr denn bereits mit der Gräfin von Habsberg gesprochen? Ihre Durchlaucht Herzogin Hildtrud hat ihr die Befehlsgewalt über den Belagerungsring gegeben. Ich kommandiere nur diese Lager.“ Nun lächelte von Erkenklamm nicht mehr. „Spart euch euren spöttischen Unterton. Wir hatten erwartet, dass sich hier jeder vor der Verantwortung drücken würde, deswegen haben wir der Gräfin bereits einen Boten geschickt. Sie wird im Interesse Aklons hoffentlich, genauso wie ihr, unseren Vorstoß unterstützen.“ „Euren Vorstoß? Was in Ultors Namen habt ihr vor? Die Mauern der Stadt sind bewacht und ihr habt kein Belagerungsgerät. Das ist Selbstmord“, konterte der Obrist offenkundig entsetzt.“ Der junge Ritter kniff die Augen zusammen und sein Gesicht drückte nun echten Abscheu aus. „Wir sind auf dem Weg zu euch an drei so genannten Belagerungslagern vorbei gekommen. Die Abstände zwischen den Posten sind viel zu groß, die Tulderoner könnten Viehherden durch diese möchte gern Absperrung treiben. Davon abgesehen sind kaum Wachen aufgestellt. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob die Tulderoner euch nicht bei einem Ausfall alle erschlagen würden, bevor ihr euch von euren Liegen erhoben habt. Das ist keine Belagerung, dass ist eine Beleidigung und ihr und eure Gräfin und ja, auch Hildtrud von Warall können sicher sein, dass der König davon erfahren wird. Ihr mein lieber Kommandant, werdet jetzt nur eines tun. Ihr werdet eure Männer aufrüsten lassen und euch zum Haupttor begeben. Dort werdet ihr einen Scheinangriff auf diese von Bäckern und Krämern verteidigte Mauer durchführen. Wir werden währenddessen Leitern an die Ostmauer stellen und diese erstürmen. Unsere Männer und Frauen sind erfahrene Soldaten und sie werden diese Verräter von ihrer Mauer fegen und diesen Sündenpfuhl mit dem Schwert der Vergeltung im Namen des Königs ausbrennen.“ Die letzten Worte hatte von Erkenklamm geschrien und Speichel sprühte dem Obristen ins Gesicht. Dieser zeigte keine Reaktion. Nach einer kurzen Schweigepause entgegnete er. „Nun gut. Ich werde mich mit der Gräfin abstimmen und meine Leute bereit machen. Euer Plan scheint mir bei allem Respekt sehr gewagt, aber ich bin sicher ihr wisst was ihr tut.“ Von Erkenklamm saß wieder auf sein Schlachtross auf. „Lasst das wirkliche Kriegshandwerk nur unsere Sorge sein. Schaut zu und lernt.“ Mit diesen Worten wendete er sein Pferd und gab den Befehl zum Abrücken. Der alte Herzog hatte immer noch kaum eine Reaktion gezeigt und würdigte den Lagerkommandanten auch jetzt in keiner Weise. Der Tornumer Tross verließ das Lager und der Obrist gab den Befehl zum anrüsten.

Sechs Stunden später stand Gernot hinter dem Obristen und der Gräfin von Habsberg. Auf Grund seiner Erfahrung hatte er trotz seines fortgeschrittenen Alters einen Posten in der Eliterotte des Lagerkommandanten. Es hatte lange gedauert, bis die Gräfin eintraf und noch länger bis sich die Waraller Truppen versammelt hatten. Vielleicht wäre alles anders gekommen, wenn sie schneller bereit gewesen wären. Wer konnte das schon sagen? Vielleicht war der Plan der Tornumer nicht so absurd gewesen wie der Obrist angenommen hatte. Nun jedoch hatte sich alles anders entwickelt, als es sich die Männer und Frauen unter dem Bärenbanner vorgestellt hatten. Der Angriff der Tornumer über die hohen Leitern auf die Ostmauer hatte vor ungefähr zwei Stunden begonnen. Sie waren motiviert emporgestürmt und in der Tat gelang es ihnen die erste Abwehr des Feindes auf der Mauer zu zerschlagen. Zu diesem Zeitpunkt gab es noch keinen Ablenkungsangriff auf das Haupttor und so sammelte sich sehr schnell eine stattliche Gruppe von Verteidigern, die nicht nur die Tornumer auf der Mauer zurückdrängte, sondern dazu auch noch begann mit Bögen und Armbrüsten auf die Angreifer zu feuern. Die tatsächlich sehr kampfstarken Tornumer lieferten ihnen einen guten Kampf, doch am Ende verloren sie die Mauer wieder und mussten sich unter schweren Verlusten zurückziehen. Die Gräfin wandte sich dem Obristen zu. „Sie hätten auf uns warten sollen. Nun zahlen sie den Preis für ihre Unvernunft und Ungeduld. Ein hoher Preis. Ich werde einen Boten zur Herzogin schicken. Sie sollte so schnell wie möglich informiert werden.“ Der Obrist schnaubte. „Wir waren nicht sehr schnell, aber wer hätte ahnen können, dass diese Holzköpfe ohne uns angreifen. Die werden uns die Schuld daran geben.“ Das Lächeln der Gräfin erschien Gernot mehr als unpassend und ließ ihn schaudern. „Wie könnten Sie nur darauf kommen? Wir haben uns doch so beeilt. Nicht wahr mein lieber Ferdinand?“ Ein Bote stürmte den kleinen Hügel empor auf dem die Waraller Befehlshaber Stellung bezogen hatten. „Euer Hoheit. Der Herzog von Tornum ist gefallen.“ Auf dem Hügel herrschte einen Moment lang betretenes Schweigen. Dann sprach die Gräfin. „Was ist passiert? Ein verirrter Pfeil? Der alte Mann wird ja wohl kam versucht haben die Mauern zu erklimmen.“ Der Bote schien verlegen. „Ich weiß nur, dass er neben seinem grasenden Pferd, mit dem Gesicht in einer Pfütze liegend gefunden wurde. Jegliche Widerbelebungsversuche sind gescheitert. Vermutlich altersbedingt.“ Die Gräfin winkte den Boten davon und wandte sich wieder dem Obristen Ferdinand zu. „Ein großer Verlust für Aklon. Wir haben hier nichts mehr verloren. Gebt den Befehl zum abrücken. Die Belagerung wird bis auf weiteres fortgesetzt.“

Diese Geschichte erzählen sich Soldaten, die bei der Schlacht dabei waren und wie es so ist mit Geschichten, so werden sie weiter erzählt. Gernot selbst hat sie nur zwei seiner besten Kameraden erzählt und diese haben versprochen nichts weiter zu erzählen…

Tornum ist schon immer als die Kornkammer des Reiches bezeichnet worden. Ackerbau und Viehzucht prägen daher das Bild des südlichsten Herzogtums von Aklon. Auch die Herzen seiner Bewohner sind genährt von einer sehr bäuerlichen und demütigen Weltvorstellung. Daher ist es nicht verwunderlich, dass fast 90% der Bevölkerung dem Ultorianischen Glauben anhängen und ihre reichen Ernten oft mit ihrer Gottesfurcht begründen.

Trotz ihres einfachen Gemütes und der damit verbundenen Scheu vor fremden Dingen haben sich die Tornumer als brennende Verteidiger des Reiches über die Jahrhunderte einen Namen gemacht. Ob in den Schwertzügen, im Krieg gegen Hadran oder während der Invasion aus Kolte, fast jeder Bauer hat mindestens einen Sohn in diesen Konflikten gelassen.

Die herrschenden Adelsgeschlechter weisen im Durchschnitt ein hohes Alter auf und verweilen mit Ihren Gedanken gerne noch in den Zeiten der Schwerzüge und den damit verbundenen gewonnen und wieder verlorenen Ländereien in Shai-Anarat. Gerüchten zufolge halten sich einige immer noch Menschen aus diesen Regionen unter sklavenähnlichen Umständen, die für sie das Feld bestellen. Jedoch würde niemand es wagen dies als Sklaverei zu bezeichnen und wird daher meistens stillschweigend geduldet.

Der Aktuelle Herrscher ist Burchard von Tornum. Mit seinen stolzen 85 Jahren weigert er sich schon seit Jahrzehnten den Platz für einen seiner Kinder frei zu machen. Trotz seiner zahlreichen Zipperlein und Leiden lässt er es sich nicht nehmen noch mehr oder weniger regelmäßig an Turnieren teilzunehmen! Auch wenn seine Konkurrenten, welche meist von niederem Stand sind als er, ihn mit Samthandschuhen anfassen, erfährt er für diese Tat in höheren Adelskreisen hohen Respekt und Gespött zugleich.

Über seinen Geisteszustand gibt es mehrere Meinungen und Halbwahrheiten, die sich irgendwo zwischen senil und jugendlich wiederfinden.

Die königliche Familie

König Warnulf weis, dass er sich auf die Treue von Burchard von Tornum stets verlassen kann. Jedenfalls ist in den Geschichtsbüchern kein Beleg darüber zu finden, dass ein Herzog aus Tornum seinen Lehnsherren jemals die Gefolgschaft verweigert hatte.

Auch in der Bevölkerung ist die Königsfamilie sehr beliebt und darf sich über einige sehr kitschige Traditionen der Landbevölkerung erfreuen. So erfahren die fahrenden Händler gerade an hohen Festtagen seit Gudruns tot hohe Umsätze mit kleinen Bildern und Kunstschnitzereien der Königsfamilie, welche in der Regel in jeder anständigen Bauernstube über den Kamin hängen. Einzig die Abbildungen von Ubald sind in der Regel kaum zu finden und wurden vor einigen Jahren aus dem Sortiment genommen. Der Adel schaut mit Sorge auf den potenziellen Thronfolger, da er für zu schwach und schöngeistig wahrgenommen wird.

Politisches Parkett

Die Schnittmenge an Ähnlichkeiten mit dem Herzogtum Crysofas ist sehr groß und für viele Tornumer Adelshäuser ist dieser Landstrich seit Jahrhunderten schon eine gute Wahl um Ihre Söhne und Töchter mit einer Ehe zu verbinden, um frisches Blut in die Erblinie zu bringen. Wenn es zwischen Ihnen auf dem politischen Parkett zu Streitigkeiten kommen sollte, dann nur das Tornum eher die Ansicht vertritt, dass die Schwertzüge und nicht der Krieg gegen Hadran die größere Heldentat in der Geschichte war.

Diesen Opportunisten in Warall ist wenig zu trauen! Es gilt in Tornum als ein großes Zeichen von Schwäche und Feigheit von Hiltrud von Warall, dass Sie die Stadt Tulderon nicht schon vor Jahren geschliffen hat. Der Schritt des Königs die Reichsacht über Tulderon zu verhängen wurde mit großer Zustimmung gefeiert, allerdings herrscht Skepsis, ob Hiltrud über diese große Aufgabe Herrin der Lage wird.

Kein anderes Herzogtum wird von Tornum mehr verachtet als Camberion. Diese ehrlosen und schwachen Lebemänner die sich dort Adel nennen erkennen seit Jahrzehnten nicht, welche große Aufgabe diese brisante Lage zu Hadran und den Orklanden mit sich bring. Schon oft mussten die Söhne Tornums ihr Blut lassen, weil die Idioten aus Camberion die Tür zum Reich wieder sperrangelweit aufgelassen haben. Über einen Baron von Tilgen möchte der Tornumer erst gar nicht anfangen zu reden.

Die ultorianischen Kirche

Aufgrund der in Tornum allgemein vorherrschenden Demut gegenüber Ultor ist die Beziehung erwartungsgemäß gut. Es befinden sich viele sehr alte Klosteranlagen dort, die sich für Ihre sehr strenge Auslegung des Glaubens in Aklon einen Namen gemacht haben. So ist es nicht verwunderlich das die Entscheidungen des Herzogs fast immer sehr von der Synode begrüßt worden sind.

Herzog Edo ist neben Burchard von Tornum einer der ältesten Herzöge und herrscht über Schareck ganz im Westen des Reiches. Schareck ist fruchtbar und durch die Nachbarschaft zu Verillion ein reger Umschlagplatz für Handelswaren aller Art. Durch die Nähe zu der Verillionischen Grenze bekam das Herzogtum mehr des Grauens zu sehen, welches in den letzten Jahren die Welt bedrohte, als die Herzogtümer im Zentrum und Süden, wenn es auch von kriegerischen Auseinandersetzungen verschont blieb. Der Herzog ist als gutmütiger, großherziger und reicher Mann bekannt. Er ist Witwer und hat einen einzigen Sohn.

Herzog Edo machte kürzlich dadurch von sich reden, dass er Ubald Torwendil nach Schareck einlud, als dieser nicht glaubte in Aklon Stadt bleiben zu können. Man weiß, dass der Herzog selbst den Nuntius treffen will.

Es drang aus dem Kronrat, dass der Herzog, ebenso wie Herzogin Hiltrud von Warall eine unerhörte Forderung stellten. Der Adel solle steuerpflichtig werden. Besonders in Friedenszeiten hörte man ihn auch öffentlich davon sprechen, dass speziell der niedere Adel nutzlos sei – nicht fähig ein einfaches Gehöft zu führen. Eine wenig verwunderliche Triade, wenn man weiß, dass viele der Adligen in den Handelsregionen unverschämte „Wegzölle“ nehmen, ohne dass die Straßen wirklich sicherer werden.

Im Krieg gegen Kolte ließ er zu, dass Gemeinden nicht Lehensaufgebote, sondern Stellvertreter, also Söldlinge entsandten, die sich schwerlich von den Rittern an ihrer Seite befehligen ließen. Es ist bekannt geworden, dass er erfolgreiche Händler in den Ritterstand erhebt, die zwar nicht mit der Lanze und dem Schwert umzugehen wissen, aber dafür mehr als ein Häufchen magerer Bauern in den Krieg senden können und ihm darüber hinaus gutes Geld dafür bezahlen sich mit Wappen schmücken und recht sprechen zu dürfen. Ob diese Herrschaften in Zeiten wo Tapferkeit und Tugend gefragt ist jedoch vortreten würden darf bezweifelt werden.

Demnach ist es wenig verwunderlich, dass die Meinung zu Herzog Edo gespalten ist. Während speziell der Landadel ihn gering schätzt, schätzen ihn die Bürger.

Die königliche Familie

Herzog Edo begleitet den König schon lange im Thronrat ohne stark in den Vordergrund zu treten. Stets war er bemüht dem König ein guter Gefolgsmann zu sein. Er glänzte eher durch guten Rat als durch Waffentaten. Umso mehr verwundert es, dass, trotz einiger divergierender Ansichten, er nun dem ungeliebten Sohn eine Plattform bietet.

Es ist unbekannt, wie das Verhältnis zwischen Ubald und Herzog Edo war, doch es dürfte sich nun sprunghaft verbessert haben. Ein Herz für den Prinzen bewies der Alte Mann jedoch schon vorher, nie sah man ihn über den Prinzen lachen, nie stimmte er in die Spötter mit ein, immer hörte er zu und machte sich scheinbar seine eigenen Gedanken.

„Ein braves, frommes Mädchen…“ hörte man ihn über Elisabeth häufig sagen. Doch wenn man länger und genauer lauschte konnte man ihn manchmal, mit einem flüchtigen Lächeln sagen hören „…, die Arme.“ Wie bei vielen anderen auch, gelang es Elisabeth den Herzog für sich einzunehmen. Jedoch gelang es ihr nie, dass er sie als Erwachsene betrachtete. Vermutlich ein Privileg des Alters.

Es ist nichts über das Verhältnis zwischen Konrad und dem Herzog bekannt, aber er lobte mehrfach öffentlich dessen Tapferkeit vor dem Feind.

Politisches Parkett

Herzogin Genewin zu Raennar gilt als Vertrauete des Herzogs. Beide besuchen sich mehrfach im Jahr.

Die Herzöge von Tornum und Crysofas und deren Familien pflegen ebenso ein langjähriges gutes Verhältnis, so es auch viele unterschiedliche Ansichten gibt. Seid einem Turnierunfall in Jugendzeiten sind sich Theodulf zu Klant und Edo entfremdet. Dies war zugleich das letzte Mal, dass man Edo in voller Rüstung sah.

Obwohl Edo und Herzog Jobst von Walden-Ahr unterschiedlicher kaum sein könnten wurde berichtet, dass sich jene ihn den letzten Monaten in der Hauptstadt regelmäig trafen.

Über die Beziehung zu den anderen Herzögen ist nicht viel bekannt.

Die ultorianischen Kirche

Die Inquisition ist in Schareck zuletzt sehr aktiv gewesen, sehr zum Unwillen des Herzogs. Er trug die Klage vor, dass diese Dämonen und Ketzer suchen, aber Kräuterweiber und Tagdiebe verbrennen würde. Die Klage stieß bei der Kirche, dem König und besonders Herzog Johannes von Crysofas auf Unverständnis.

Der konservative Flügel der Kirche, wie auch Elisabeth, nahmen diese Klage sogar persönlich.

Crysofas ist eine der reicheren Provinzen Aklons, besonders durch seine Vorkommen an Gold, Kupfer, Eisenerz und Kohle. Auch die Landwirtschaft ist ein Rückgrat des Herzogtums. Crysofas ist sehr zentralistisch regiert. Die Familie von Kaltenau, die das Herzogtum seit Generationen regiert, hat jede Bestrebung nach Unabhängigkeit der Städte unterbunden und auch seine lehnpflichtigen Grafen und Barone in eisernem Griff. In Crysofas tanzt man nicht aus der Reihe, oder man bereut es schnell.

Johannes von Kaltenau, Herzog von Crysofas, ist das älteste, überlebende Kind von Paul von Kaltenau zu Crysofas und ist seit dem Jahr 4992 Herzog von Crysofas. Er trat das Erbe seines Vaters an, nachdem dieser in hohem, aber noch rüstigem Alter bei einem Ausritt mit seiner Frau Charlotte vom Pferd stürzte und sich das Genick brach. Der Stern der Familie Crysofas erstrahlt, seit der alte Herzog, Paul von Kaltenau, Großvater des jetzigen Herzogs, König Fridericus Torwendil, dem Vater Warnulfs, das Leben rettete. Johannes und seine beiden Schwestern wurden Zeit ihres Lebens auf die Freundschaft zwischen den Familien Kaltenau und Torwendil eingeschworen und so kam es auch, dass ebenfalls König Warnulf und Johannes enge Freunde wurden.

Herzog Johannes von Crysofas ist der engste Vertraute von König Warnulf. Er weilt abwechselnd am Hof des Königs und in seinem Herzogtum. Wenn er bei Hofe weilt, regiert seine ältere Schwester, Gräfin Dorothea von Kaltenau zusammen mit Baron Ernst von Schwenningen, dem herzoglichen Kanzler, die Ländereien.

Im Krieg gegen Hadran hat sich Johannes von Crysofas einen Namen als furchtloser Krieger und umsichtiger Stratege gemacht. Er führte den rechten Flügel der Armee Aklons bei der Schlacht am Schattenhorn, wo der entscheidende Durchbruch gelang.

Seinen Beinahmen „der Unnachgiebige“ erhielt er durch eine Begebenheit, die sich vor 10 Jahren zu Beginn der Dunklen Bedrohung ereignete. Seine eigene kleine Tochter Esther, gerade 11 Jahre alt, wurde dabei ertappt, wie sie wichtige Dokumente und Korrespondenz aus der Schreibstube ihres Vaters, des Herzogs, stahl. Da eine erste Befragung des Kindes kein befriedigendes Ergebnis über ihre Motive ergab, drang Herzog Johannes darauf, das Kind der Inquisition zu übergeben. Er bestand darauf, daß bei der weiteren Befragung durch die Inquisition keine Rücksicht auf seine Familie genommen werde. In einem langen und quälenden Prozess, der sich über Tage hinzog, wurde das Mädchen der Spionage für Kolte überführt und eine dämonische Präsenz bei ihr gemutmaßt. Dies alles geschah vor der Zeit, als die Schattenelfen das Schläferartefakt an die Synode übergeben hatte, so daß es noch keine Möglichkeit gab, dies mit Sicherheit festzustellen und eine Besessenheit durch einen Schläferdämonen zu beseitigen. Daher wurde das Mädchen einem Exorzismus unterzogen, der einem der exorzierenden Prioren das Leben kostete, als die dämonische Präsenz aus dem Mädchen herausbrach. Das Mädchen Esther überlebte die Prozedur nicht. Herzog Johannes, bis dahin nicht als sonderlich hartherzig oder erbarmungslos bekannt, ist seitdem ein gnadenloser Jäger aller malagitischen Umtriebe geworden und auch Varkaz wirft er in den gleichen Topf. Während der gesamten Zeit der Dunklen Bedrohung leitete er die Spionageabwehr in Aklon und brachte zusammen mit der ultorianischen Inquisition ungezählte malagitische Spione auf den Scheiterhaufen. Darunter auch viele, gegen die nur schwache Verdachtsmomente bestanden. Herzog Johannes gibt sich die Schuld am Tode der Königin, deren Ermordung durch koltische Spione er mit seiner Spionageabwehr nicht hatte verhindern können. Seitdem ist er durch permanente Schuldgefühle gegenüber seinem Freund, dem König, geplagt. Seine Verfolgung malagitischer Feinde hat eine paranoide Note angenommen. Keine Stadt und kein Dorf, durch das er während der Dunklen Bedrohung zog, in dem nicht hinterher die Scheiterhaufen loderten und Wehklagen über die große Zahl der geläuterten, angeblichen Spione herrschte. So wird sein Name in Aklon inzwischen mit Furcht und Schrecken ausgesprochen. Hätte man ihn gelassen, wäre selbst der halbe Hofstaat auf dem Scheiterhaufen gelandet.

Die königliche Familie

Crysofas gilt als engster Freund Warnulfs und auch die Kinder Warnulfs lieben „Onkel Johannes“, besonders Elisabeth. Seine Härte zeigt er nicht, wenn er mit den Kindern Warnulfs umgeht.

Politisches Parkett

Bei der Rettung des Königs Fridericus wurde der Großvater des amtierenden Herzogs böse entstellt. Seit diesem Zeitpunkt wurde er offiziell Herzog Paul der Retter genannt, hinter seinem Rücken von seinen Neidern aber auch gern Herzog Paul „der Schöne“ genannt.

Aufgrund seiner Entstellung weigerte sich Christine von Warall, die ihm seit der Kindheit zur Frau versprochen war, ihn zu ehelichen. Auf Betreiben ihrer Mutter, der Herzogin Bella von Warall, annulliert die Synode die Verlobung aufgrund angeblich zu naher Verwandtschaft zwischen Paul und Christine. Herzog Paul beleidigt daraufhin Herzog Beogar von Warall bei einer öffentlichen Sitzung des Thronrates, woraufhin dieser ihn niederschlägt. Nur auf Intervention des Königs selbst und mehrerer Äbte der ultorianschen Kirche kann eine weitere Eskalation und ein Duell auf Leben und Tod verhindert werden. Die Herzogtümer Crysofas und Warall sind seither im permanenten Zwist miteinander.

Johannes von Kaltenau zu Crysofas und Jobst von Walden-Ahr zu Camberion sind keine Freunde. Bisher verband sie aber immer ihre bedingungslose Position an der Seite des Königs. Seit sich Camberion vom König entfernt, bezichtigt Crysofas ihn der Charakterschwäche.

Die ultorianischen Kirche

Herzog Johannes ist konservativer Ultorianer und arbeitet in seiner Funktion als Geheimdienstchef eng mit der Inquisition zusammen.

Camberion gehört zu den ärmeren Herzogtümern Aklons. Das hat drei Gründe: Durch die Nähe zu den Orklanden / Wilden Landen kommt es häufiger zu Übergriffen an den Grenzen. Die Grenzbaronien können kaum zu Wohlstand kommen. Die Steuereinnahmen sind daher gering. Außerdem sind die Aufwendungen für stehende Truppen schon immer höher gewesen als in den anderen Herzogtümern. Drittens sind die Handels- und Produktionsstrukturen weniger weit entwickelt als in einigen südlichen Provinzen.

Dazu kommt noch, daß in den letzten Jahrzehnten die herrschende Familie zweimal gewechselt hat, einmal durch einen Volksaufstand und königliche Intervention, einmal durch Aussterben der Erblinie.

Der aktuelle Herzog ist Jobst von Walden-Ahr zu Camberion. Profil des Herzogs: Vollschlank, ungepflegt, weinerlich, geltungssüchtig und tyrannisch. Aber treu zur Krone, zumindest solange der König die Dinge noch im Griff hatte. Der Herzog von Camberion läßt sich politisch als eher opportunistisch bezeichnen. Was der König sagt, ist toll.

Politisch hat er dem König immer nach dem Mund geredet und seine Meinung geändert, wenn der König es tat. Immer auf seinen Vorteil bedacht, hat er sein Fähnlein immer in den Wind gedreht. Aktuell sieht Jobst von Walden-Ahr den Stern des Königs sinken und sucht unter seinen Kindern und potenziellen Thronfolgern den aussichtsreichsten Kandidaten.

Bei Prinzessin Elisabeth hat er da auf jeden Fall die schlechtesten Karten, da sie ihn widerlich findet und ihm mangelndes Rückgrat und Opportunismus unterstellt (womit sie völlig Recht hat). Im Kronrat hat Jobst von Walden-Ahr in letzter Zeit erstaunlich oft Partei für Herzogin Hiltrud von Warall ergriffen.

Jobst von Walden –Ahr ist Witwer und hat nicht vor, an diesem Status etwas zu ändern. Im Gegenteil läßt er keine Gelegenheit aus, sich abschätzig über seine verstorbene Frau zu äußern, Anneliese von Bornhagen. Die Bornhagens sind ein Grafengeschlecht aus Crysofas. Eheliche Kinder hat er keine (was er immer auf seine Frau schob). Trotz seiner wenig charmanten Art und ebenso wenig ansprechenden Äußeren stellt Jobst von Walden-Ahr allem nach, was einen Rock trägt. Dabei ist er – je nach gesellschaftlicher Stellung seines Opfers – grob bis zur Gewalttätigkeit. Er protzt mit einer unüberschaubaren Menge von Bastarden, von denen niemand genau weiß, wie viele es wirklich gibt, aber auf jeden Fall weit weniger als Jobst gerne hätte.

Als Krieger war und ist Jobst von Walden-Ahr situationsbedingt draufgängerisch oder zurückhaltend. Seine kämpferischen Qualitäten sind gut, aber nicht überragend. Taktisch ist er keine Leuchte. Er selbst sieht das natürlich komplett anders.

Die Lage in Nähe der weniger kultivierten Landstriche spricht für regelmäßige Übergriffe und das die Baronien sich da oben ständig eins auf den Deckel hauen weiß man nach Schmutzsumpf gegen Tilgen auch. Dann kommt auch noch der lahme Baron von Barenthien dazu, der mitten in seiner Baronie Tagatar hat. Der Herzog bemüht sich eher erfolglos, Ruhe in seine aufmüpfigen Grenzbaronien zu bekommen. Erfolglos einerseits daher, weil er nur begrenzt kompetent für diese Aufgabe ist, zum anderen war der Fokus der Krone und damit auch des Herzogs von Camberion auf die Front im Norden gerichtet, solange der Krieg gegen Kolte tobte. So verbleiben die Baronien Camberions in ständigen Fehden und Kleinkriegen, was dem Herzog und damit auch Aklon weiterhin sowohl Kämpfer als auch Steuereinnahmen entzieht.

Dennoch ist das Herzogtum Camberion allein durch seine Größe ein nicht zu unterschätzender Machtfaktor.

Die königliche Familie

Siehe oben

Politisches Parkett

Camberion hat in letzter Zeit die liberalen Ansichten Waralls unterstützt. Spötter behaupten, daß er heimlich für Herzogin Hiltrud von Warall schwärmt. Auch Herzogin Genewin zu Raennar zog die Aufmerksamkeit Jobst häufiger auf sich als ihr lieb zu sein schien. Man hörte ihn über „ihre prächtigen Afterballen“ reden…

Jobst von Walden-Ahr zu Camberion und Johannes von Kaltenau zu Crysofas sind keine Freunde. Bisher verband sie aber immer ihre bedingungslose Position an der Seite des Königs.

Die ultorianischen Kirche

Camberion gibt sich als guter Ultorianer und stellte die Vormachtstellung der Kirche in Aklon nie in Frage. Sein Glaube ist aber ohne Enthusiasmus.

17 Jahre nach der Geburt Ihrer ersten Tochter sind Elisabeth und Konrad die letzten Zöglinge von Warnulf & Gudrun Torwendil. Prinz Konrad wird wegen zahlreicher Turniererfolge, seines außergewöhnlichen Mutes, seiner Zielstrebigkeit und seiner Tatkraft – einer Eigenschaft die er mit seiner Schwester gemein hat – vom Volk, den Soldaten und seinem Vater gleichermaßen geschätzt.

Während des Krieges gegen Kolte tat er sich als Kommandeur einer Gardekompanie in Anguir hervor, als es ihm trotz zahlenmäßiger Unterlegenheit und zahlreicher Verluste gelang, den Feind in Schach zu halten. Kenner des Hofes sagen ihm eine große militärische Karriere voraus. Andere Kenner des Hofes nannten die zahlreichen Verluste überflüssig und die zahlenmäßige Unterlegenheit selbstverschuldet…aber auch diese sagen ihm ob seines Geburtsrechts eine große militärische Karriere voraus.

Zurzeit ist er Kommandeur eines der drei Garderegimenter der Krone in Aklon Stadt und setzt damit seine militärische Karriere fort. Konrad ist bekannt für Vielerlei. Seine Impulsivität, seine Kampfkraft, seinen Durst, seinen Appetit für Lagerhuren, seine Vorliebe für Streitkolben und die Konrad-Diplomatie. Letztere ist dadurch geprägt, dass er, so ihm Argumente ausgehen oder er durch sein Gegenüber überfordert ist den Panzerhandschuh als Argument verwendet.

Es heißt, dass Prinz Konrads Prüfung in Strategie und Taktik die einzige Gelegenheit war zu der man Malachias von Tornum, den Kommandeur der Ars Bellica, in der Öffentlichkeit hat weinen sehen…

Doch so sehr man darüber mutmaßen mag was Konrad nicht beherrscht, so ist er zweifelsohne ein Mann, den seine Soldaten lieben und der diese durch sein Vorbild zu inspirieren vermag. Er ist stets in der ersten Reihe zu finden, untadelig tapfer und nicht übermäßig streng.

Feinde seines Vaters verfolgt Konrad absolut unerbittlich, wie er in einigen Polizeiaktionen bewies. Dabei war er sich nicht zu schade selbst Hand anzulegen.

Das Regiment

Das Garderegiment musste nach dem Krieg gegen Kolte stark aufgefüllt werden, so dass nur ein Teil aus den Veteranen besteht, die diese Regimenter normalerweise auszeichnen. Trotzdem gilt es als die schlagkräftigste Einheit auf aklonischem Boden. Das Regiment ist absolut loyal zu ihrem Kommandanten und der Krone – In dieser Reihenfolge. Desertation und Befehlsverweigerung ist nahezu unbekannt, die Disziplin und Entschlossenheit im Gefecht ist legendär und macht den Legionen Laikerias Konkurrenz. Seit das Regiment von Konrad geführt wird ist auch die Standfestigkeit beim Schänkenbesuch hochgerühmt und manch ein Wirt benötigte eine neue Einrichtung nach einer „kleinen“ Rauferei.

In Polizeiaktionen erwarben sich die Soldaten den Ruf hart durchzugreifen.

Familienbande
König Warnulf

Das Verhältnis zwischen Vater und Sohn ist ausgezeichnet. Konrad ist ein liebender Sohn, der viele (wenn auch nicht alle) Stärken und Schwächen des Vaters teilt. Für die Schwächen Konrads hat der König schon immer ein blindes Auge gehabt.

Darüber hinaus zeigte Konrad, obschon der König mehrfach andeutete, dass er in ihm einen „besseren“ Thronfolger sieht, bislang keine über den Krieg hinausgehenden Ambitionen.

Prinz Ubald

Das Verhältnis zwischen Konrad und seinem Bruder war immer belastet, da der zehn Jahre jüngere Konrad schon in jungen Jahren Ubald körperlich weit überlegen war und auch keine Gelegenheit ausgelassen hat dies unter Beweis zu stellen.

Konrad hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass er seinen Bruder für einen weibischen Schwächling hält, der auf dem Schlachtfeld und Turnierplatz nichts zu suchen hat und sich besser in ein Kloster zurückziehen. Das Ubald Konrad intellektuell hoch überlegen ist scheint Konrad nicht zu beeindrucken.

Prinzessin Elisabeth

Trotzdem die beiden Zwillinge sind, könnten sie kaum unterschiedlicher sein. Über einen Streit der beiden ist bisher nie etwas nach außen gedrungen. Offenbar gleichen Elisabeths diplomatische Fähigkeiten Konrads Wutausbrüche aus. In der Thronfolge steht Konrad hinter ihr.

Politisches Parkett

Konrad teilt die Sicht seines Vaters, so jener diese mit ihm teilt. Johannes von Crysofas, oder „Onkel Johan“ ist ein Idol von ihm, dessen Taten am Schattenhorn er nacheifert. Entgegen seiner Schwester hat er nichts gegen Jobst von Walden-Ahr, sondern leerte angeblich gelegentlich einen Becher mit ihm. Burchard von Tornum ist ein väterlicher Ratgeber. Die neuen Ideen von Edo von Schareck sind ihm vollkommen fremd.

Die ultorianischen Kirche

Konrad ist (natürlich) Ultorianer, doch für mehr als die Pflichttermine nimmt er sich keine Zeit. Annäherungen durch politisch aktive Priester glitten ebenso an ihm ab, wie die Petitionen von Kirchenreformern.

Ubald Torwendil war bis zur Erwählung zum Nuntius der direkte Nachfolger seines Vaters Warnulf in der Thronfolge. Als Nuntius tritt er die vakante Nachfolge von Ansgar von Tannheim an, der bei der versehentlichen Erweckung des sogenannten Leviathan umkam. Wegen der schlimmen Erfahrungen des Landes aus der Zeit der Kirchenkönige verbietet das aklonische Gesetz das gleichzeitige Innehaben der Krone und eines klerikalen Amtes.

Das Verhältnis zwischen König Warnulf und seinem ältesten Sohn lässt sich vorsichtig als gespannt bezeichnen. In hohen Adelskreisen werden seine Führungsqualitäten aufgrund seiner Bluterkrankheit und seiner Liebe zu romantischer Lyrik schon seit langer Zeit in Frage gestellt. Auch, dass er während der Dunklen Bedrohung keine führende Rolle übernahm, sondern als Statthalter seines Vaters in Aklon-Stadt fungierte, wird als sehr schlechtes Zeichen gesehen. Ubald ist unverheiratet und kinderlos.

Seine Kindheit verbrachte er nach dem frühen Tod seiner älteren Schwester Meredith abgeschieden im Königspalast und öffentliche Auftritte mit ihm hatten schon immer Seltenheitswert.

Familienbande
König Warnulf

Das Verhältnis zwischen Vater und Sohn war nie gut und hat sich in der letzten Zeit gravierend verschlechtert. Die inzwischen – wenn auch sehr einseitigen – körperlichen Auseinandersetzungen des letzten Jahres fanden ihren bisherigen Höhepunkt bei ihrer Auseinandersetzung in der Kathedrale der Heiligen Synode – direkt vor Ubalds Erwählung zum Nuntius durch das Wunder Ultors.

In Adelskreisen ist es kein Geheimnis, dass Warnulf seinem Sohn das Regieren des Reiches nicht zutraut und er lieber Konrad auf dem Thron sähe. Böse Zungen behaupten, dass der König selbst Zweifel an der Legitimität von Ubald habe – ein Gerücht welches zugegebenermaßen schnell aufkommt, wenn eines der Torwendil-Kinder den harten Anforderungen seiner Blutlinie nicht gerecht wird.

Prinzessin Elisabeth

Der bisherige Thronfolger und jetzige Nuntius steht Elisabeth sehr nah. Beide hatten immer ein gutes Verhältnis zu einander. Elisabeth nahm Ubald oft gegen ihren Vater in Schutz und gilt in der Familie als seine engste Vertraute. Wie sich seine jüngst stattgefundene Berufung in den Stand eines Nuntius auswirken wird, ist noch nicht zu sagen.

Prinz Konrad

Das Verhältnis zwischen Ubald und seinem Bruder war immer belastet, da der zehn Jahre jüngere Konrad seinem Bruder schon in jungen Jahren körperlich weit überlegen war und auch keine Gelegenheit ausgelassen hat dies unter Beweis zu stellen.

Konrad hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass er seinen Bruder für einen weibischen Schwächling hält, der auf dem Schlachtfeld und Turnierplatz nichts zu suchen hat und sich besser in ein Kloster zurückziehen und ihm den Weg auf den Thron freimachen sollte. Wie es aussieht, könnte er seinem Wunsch nun ein Stück näher gerückt sein.

Politisches Parkett

Durch sein abgeschiedenes Aufwachsen hat Ubald nie eine große Rolle auf dem politischen Parkett gespielt. Man sagt, dass die Herzöge geschlossen froh sind, dass das aklonische Gesetz eine Thronbesteigung Ubalds verbietet.

Die ultorianischen Kirche

Ubald hat sich nie als besonders gläubiger Mensch gezeigt und war de facto nur bei den höchsten Kirchenfesten präsent. Warum Ultor ausgerechnet ihn zum Nuntius erwählt hat, ist vielen hohen Klerikern ein Rätsel. Aber Ultors Wege sind eben unergründlich.

Derzeit hält sich Ubald in den Reihen der ultorianischen Kirche auf und wird auf sein zukünftiges Amt vorbereitet.

Viele liberale Elemente innerhalb und außerhalb der Kirche erhoffen sich durch Ubald eine Änderung innerhalb der rigiden Struktur der Kirche. Besonders diese umgeben den neuen Nuntius.

Elisabeth folgte bereits mit 14 Jahren dem Vorbild ihrer Mutter und bekannte sich inbrünstig zum ultorianischen Glauben. Sie ist zwar selbst keine Priesterin, dafür aber oftmals von hochrangigen Vertretern der Synode umgeben. Im Volk ist sie durch ihre Barmherzigkeit und Tatkraft, gerade in den entbehrungsreichen Zeiten des Krieges gegen Kolte sehr beliebt. Es ist auf Prinzessin Elisabeth zurückzuführen, dass nach einem Ernteausfall in Folge einer Überschwemmung in Raenna, dem Volk dieses Herzogtums schnell geholfen werden konnte. Bezüglich ihres Glaubens gilt sie als treue Ultorgläubige, aber nicht als Fanatikerin. Vor der Berufung Ubalds zum Nuntius, stand sie an zweiter Stelle in der Thronfolge.

Familienbande
König Warnulf

Kommt Elisabeth im Glauben nach ihrer Mutter, so stellen doch viele, die ihren Vater als jungen Mann kannten, eine deutliche Ähnlichkeit zwischen den beiden fest. Bei aller Frömmigkeit sagt man ihr nach, kein Kind von Traurigkeit zu sein…

Prinz Ubald

Der bisherige Thronfolger und jetzige Nuntius steht Elisabeth sehr nah. Beide hatten immer ein gutes Verhältnis zu einander. Elisabeth nahm Ubald oft gegen ihren Vater in Schutz und gilt in der Familie als seine engste Vertraute. Wie sich seine jüngst stattgefundene Berufung in den Stand eines Nuntius auswirken wird, ist noch nicht zu sagen.

Prinz Konrad

Trotzdem die beiden Zwillinge sind, könnten sie kaum unterschiedlicher sein. Über einen Streit der beiden ist bisher nie etwas nach außen gedrungen. Offenbar gleichen Elisabeths diplomatische Fähigkeiten Konrads Wutausbrüche aus. In der Thronfolge steht Konrad hinter ihr, da er 10 Minuten später geboren wurde…oder waren es sieben?

Politisches Parkett

Als gute Freunde, sowohl persönlich, als auch politisch, gelten die Herzöge von Tornum und Crysofas und deren Familien. Der Herzog von Camberion gilt als Opportunist und begann im letzten Jahr oftmals von der Position des Königs abzurücken. Insbesondere bei Elisabeth ist Jobst von Walden-Ahr nicht beliebt. Die Herzogin von Warall gilt ebenfalls nicht als Freundin der Prinzessin. Ihre jüngsten politischen, „zu laschen“, Entscheidungen bezüglich der abtrünnigen Stadt Tulderon, haben eine deutliche Kluft zwischen sie und die königliche Familie getrieben. Über die Beziehung zu den anderen Herzögen ist nicht viel bekannt. Allerdings unterstellen viele, dass die beherzte Hilfe der Prinzessin für das Volk von Raenna, während der Flutkatastrophe, ihre Beziehung zu diesem Herzogtum gefestigt hat.

Die ultorianischen Kirche

Die konservative, bzw. traditionelle ultorianische Kirche steht in enger Verbindung mit der Prinzessin.

Warnulf der I. ist ein Held, der Aklon durch finstere und bewegte Zeiten führte, wie es sie auf eigenem Boden seit König Agart Narsal dem Thronräuber (4253-4262) nicht mehr gab. Es gelang ihm am Schattenhorn Kaiser Laikir den 39., oder auch Prinz Dorgul, zurückzuschlagen. Er eroberte das Gebiet auf dem das heutige Urs Sanktum ist und überantwortete es der Kirche. Er beendete die Schwertzüge und unter seiner Führung kämpften aklonische Truppen an vielen Fronten im Krieg gegen Kolte. Er gilt als diszipliniert und kraftvoll, als guter Stratege der weiß wann er durchgreifen muss und wann es Augenmaß zu halten gilt. Er ist nicht weise, aber bedacht und voraussehend. Doch müsste man besser sagen er galt als all dies.

Sein Leben ist von persönlichen Krisen geschüttelt. Er verlor seine Erstgeborene Tochter Meredith in einem bestialischen Attentat durch Kultisten. Erst durch dieses Unglück wurde der Aufstieg Dorguls möglich und das Bemühen um eine Versöhnung mit Hadran starb 5009 mit ihr. Im Krieg gegen Kolte wurde ihm seine Frau, Gudrun, ebenso durch ein Attentat genommen. Zuletzt wurde er selbst bei einem Anschlag schwer entstellt. Sein Erstgeborener Sohn Ubald ist eine Enttäuschung für ihn. Die Tugenden, die er selbst am meisten schätzt sind an diesem verloren und durch, wie man ihn sagen hörte „eine Befähigung zur langen Beschäftigung mit Nutzlosem“ ersetzt worden. Seine Kinder Elisabeth und Konrad sind seine letzte Freude.

Seine Frau, eine ultorianische Priesterin, war seine moralische und persönliche Vertraute, als er sie verlor konnte man beobachten, wie ihm mehr und mehr die Kontrolle über sich und das Reich zu entgleiten begann. Tobsuchtsanfälle und Verfolgungswahn, ohne Zweifel bestärkt durch die Angriffe auf ihn und seine Familie, treten offen hervor. Herzöge beginnen Anweisungen „kreativ zu interpretieren“ und als er zum Kriegsrat und zur Mobilmachung gegen einen unbekannten Feind aufrief fanden sich manche verzögert und andere gar nicht ein… Inzwischen sprechen einige Herzöge mehr oder minder offen gegen ihn.

Familienbande
Prinz Ubald

Das Verhältnis zwischen Vater und Sohn war nie gut und hat sich in der letzten Zeit gravierend verschlechtert. Die inzwischen – wenn auch sehr einseitigen – körperlichen Auseinandersetzungen des letzten Jahres fanden ihren bisherigen Höhepunkt bei ihrer Auseinandersetzung in der Kathedrale der Heiligen Synode – direkt vor Ubalds Erwählung zum Nuntius. Es ist unklar, wie er zur Berufung Ubalds steht, aber es ist nicht zu vermuten, dass er diese positiv sieht, da der sanfte Ubald auch nicht in sein eher strenges Kirchenbild passt.

In Adelskreisen ist es kein Geheimnis, dass Warnulf seinem Sohn das Regieren des Reiches nicht zutraut und er lieber Konrad auf dem Thron sähe. Böse Zungen behaupten, dass der König selbst Zweifel an der Legitimität von Ubald habe – ein Gerücht welches zugegebenermaßen schnell aufkommt, wenn eines der Torwendil-Kinder den harten Anforderungen seiner Blutlinie nicht gerecht wird.

Prinzessin Elisabeth

Die ehemalige Zweite in der Thronfolge wird sehr vom König geliebt. Nach dem Tode Gudruns sogar noch stärker als zuvor, da er viel Ihrer Mutter in ihr erkennt. Teilweise zeigt sich dies in einer Überbehütung. Aus engsten Kreisen wird berichtet, dass er von Furcht um ihr Leben zerfressen wird und sich insgeheim wünscht, ihr möge die Last der Krone und die damit gefundenen Gefahr erspart bleiben.

Prinz Konrad

Prinz Konrad ist der 10 (oder doch nur 5?) Minuten jüngere Zwillingsbruder von Elisabeth. Der König sieht in ihm viele der Stärken (und Schwächen), die ihn selbst auszeichneten. Darüber hinaus, scheint es als habe er ein blindes Auge für dessen eigene, offensichtliche Schwächen. Es scheint, als wäre Prinz Konrad des Königs Favorit für den Thron, wobei die Herzöge diese Einschätzung schwerlich teilen.

Politisches Parkett

Das Verhältnis zu den Herzögen ist divergent. Während diese in Krisenzeiten hinter ihrem König standen scheinen einige nun die Zeit für eine Neuordnung zu sehen. Hildtrud von Warall scheint seine Anordnungen absichtlich lax auszulegen und, dass Edo von Schareck Ubald ein Podium bietet spricht Bände. Beide betonten im Kronrat mehrfach die Notwendigkeit von politischen Änderungen. Von Schareck stärkt seit jüngstem die Händler zuungunsten des alten Adels – ein Vorgehen, dass speziell seiner Börse zu statt kommt. Johannes von Crysofas, als engster Vertrauter, steht unverbrüchlich zum König und Burchard von Tornum traditionell zu der Krone. Jobst von Walden-Ahr schwenkt sein Fähnlein in letzter Zeit beobachtbar weniger enthusiastisch und scheint seine Machtposition innerhalb des Herzogtums auszubauen.

Die ultorianischen Kirche

Der König ist gläubiger Ultorianer. Die Kirche hatte über Königin Gudrun ein gerütteltes Maß an Einfluss auf den König. Mit ihrem Tod ging dieser stark zurück. Die Kirchenvertreter wandten sich darauf hin stärker Elisabeth zu. Die überraschende Berufung Ubalds verteilt jedoch die Karten neu.

Beeinflusst durch seine eigene Geschichte ist er strikter Befürworter einer harten Verfolgung von Kultisten und damit eher den Orden der Reinigenden Flamme und des Reinigendes Blutes nah.

Aktuelle Situation in Aklon, Stand 24. August 5030 d.L.K.

Insgesamt sind die Adligen, Kleriker und selbst das Volk verunsichert ob der Gerüchte, die über die Ereignisse in Schareck kursieren. Die Ermordung des Königs durch einen unbekannten Attentäter, die Ermordung des Herzogs von Schareck durch Prinz Konrad, die Verbannung Konrads durch die neue Königin, die Absetzung der Herzöge und die ungeheuerliche Exkommunikation der Königin durch Nuntius Ubald sowie die noch ungeheuerlichere Rücknahme des unfehlbaren Beschlusses eines Nuntius durch Nuntia Tirene sind Dinge, die sich schnell verbreitet haben und in allen Schichten der Aklonischen Gesellschaft kontrovers diskutiert werden.

Eine solche Vielzahl schockierender Ereignisse überfordert die Menschen.

All das führte dazu, dass zwar die Krönungsfeierlichkeiten für Königin Elisabeth I. Torwendil in Aklon Stadt gewohnt pompös abgehalten wurden, aber weniger Volk als erwartet anwesend war. Viele verschließen in Erwartung eines Sturms über Aklon ihre Tür und hoffen, dass dieser über sie hinwegzieht.

Königin Elisabeth ernennt im Zuge der Krönungsfeierlichkeiten nominell neue Herzöge für Warall, Camberion und Schareck.

Um ihre alten Freunde zu belohnen, vergibt die Königin Schareck an Fürst Walther von Meeringen, einen der engen Gefolgsleute von Johannes von Crysofas.

Warall geht an Fürst Guntram von Santoria aus Tornum, als Zeichen für den Tod Herzog Burchards vor den Toren Tulderons.

Camberion wird an einen Fürsten aus Camberion, Manfred von Hallberg, bisheriger Widersacher von Jobst von Walden-Ahr vergeben. Eine offensichtliche Demütigung, indem einer seiner bisherigen Vasallen über ihn gestellt wird.

Die Absetzung der drei Herzöge wird unter den Reichsfürsten und Adligen weitgehend nicht positiv angesehen. Man betrachtet dies als Willkür und Angriff auf die Adelsstruktur im Reich. Anschuldigungen wegen Hochverrat werden seitens der Krone gegen Camberion, Warall und Schareck zwar erhoben, aber es können keine schlüssigen Beweise vorgelegt werden. Man vermutet eher einen privaten Rachefeldzug Elisabeths, der dem Reich wenig dienlich ist.

Camberion und Warall sagen sich von der Familie Torwendil los und erkennen Elisabeth nicht als neue Königin Aklons an. Beide Herzogtümer schließen ihre Grenzen. Königliche Beamte werden aufgefordert, die Seite zu wechseln oder werden inhaftiert. Krongüter und Steuergelder in Camberion und Warall werden konfisziert. Dabei kommt es zu ersten Kampfhandlungen.

Hiltrud von Warall hat breite Unterstützung in ihrem Herzogtum. Nur weniger Adlige verweigern ihr die Gefolgschaft und bleiben königstreu.

In Camberion ist Jobst von Walden-Ahr zwar nicht so beliebt wie Hiltrud in Warall, aber viele Adlige sind unzufrieden mit der gefühlten, mangelnden Unterstützung, die ihre Baronien und Grafschaften von der Krone im Kampf gegen die Einfälle aus den Orklanden und gegen die Armut erfahren haben, so dass sie geneigt sind, sich der Rebellion anzuschließen. Viele Adelige in Camberion halten sich aber zunächst noch bedeckt und warten ab, wie die Sache sich entwickelt. Einige bleiben auch offen königstreu.

Der neuernannte Herzog von Camberion, Herzog Manfred von Hallberg, wurde auf dem Weg von seinem Stammsitz nach Aklon Stadt, wohin seine neue Königin ihn zitiert hatte, von einer großen Schar Ritter unter der Führung von Walden-Ahrs Kanzler, Gunther von Hagen, in einem Hinterhalt umstellt und gefangen genommen. Er fristet sein Dasein nun in den Kerkern Walden-Ahrs. Dieser Erfolg bringt einige weitere Barone und Grafen Camberions auf die Seite Walden-Ahrs.

In Schareck hat der junge Rufus von Schareck nach der Demütigung durch die Königin seine Stammburgen schließen und befestigen lassen. Er selbst ist in einer der größeren Städte Scharecks untergetaucht und sendet von dort Aufrufe an das Volk, sich zu erheben. Die Städte, die viel von der liberalen Haltung Scharecks profitiert haben, sind ihm sehr wohlgesonnen, aber einige fürchten auch die Repressalien der Krone oder die Vergeltung, sollte der Aufstand scheitern.

Die Adligen Scharecks, ohnehin wenig begeistert von der Politik, Steuern zahlen zu müssen und Händler auf ihre Kosten zu adeln, sind mehrheitlich königstreu. Das Volk Scharecks hingegen, von einem Agitator namens Hofer aufgehetzt, verläßt die Felder und Werkstätten und zieht in die aufständischen Städte.

Die Söldnerkompanien, die Rufus von Schareck bezahlt, unterbinden fast jeden Kontakt mit Aklon Stadt und Crysofas/Tornum.

Der neue Herzog von Schareck, Walther von Meeringen, findet ein Herzogtum in Aufruhr und Chaos vor.

Herzog Theodulf zu Klant und Herzogin Genewin zu Raenna stellen sich geschlossen hinter Königin Elisabeth. In beiden Fällen keine große Überraschung. In der Bevölkerung Raennars gilt die junge Königin als sehr beliebt und Herzogin Genewin unterstellt man ungern auf der Verliererseite zu stehen. Erstaunlicherweise soll die Hezogin eine Einschränkung bei der Erneuerung Ihres Treueeides angeführt haben. Sie lehnt jegliche Intervention ab, die sich gegen Rufus von Schareck richtet, da dieser der Sohn eines treuen Freundes war und für sie fast wie ein eigenes Kind sei. Davon abgesehen gewährt sie Königin Elisabeth die volle Unterstützung Ihres Herogtums.

Der Herzog von Klant war immer ein Befürworter der Politik König Warnulfs und es ist wenig spektakulär, dass er zur Blutlinie der Torwendils hält. Die Spannungen, die man den Häusern Schareck und Klant in der Vergangenheit nachsagte, tun vermutlich ihr übriges, um Klant in dieser Situation auf Seiten der Königin zu positionieren.

Die Ultorianische Kirche scheint sich sammeln zu müssen. Zumindest tut dies die Synode in Aklonstadt. Die Nuntii und Custodes haben sich zu einem Konklave getroffen und die schweren Türen des großen Ultortempels im Herzen Aklonstadts verschlossen. Einzig Nuntius Ubald Torwendil ist nicht anwesend. Er besichtigt zurzeit mehrere Komtureien der Schwertbrüder im Urs Sanctum.